Diese Tourenbeschreibung richtet sich an Auto-Reisende mit PKW oder Wohnmobil und Rad-Tourenfahrer.
Wir beschreiben auf dieser Seite eine 130 Kilometer lange Tour entlang der Südküste Islands von Höfn nach Skaftafell. Sie ist Teil unserer Beschreibung einer Umrundung Islands auf der Ringstraße für Radfahrer und Autoreisende. Eine Übersicht zu allen Abschnitten zur Ringstraße ist am Beginn dieser Seite dargestellt.
Auf den ersten 35 Kilometer dieser Etappe ist zunächst der Skeiðarársandur zu queren, der durch die Gletscherflüsse des Skaftafellsjökull, des Morsárjökull und des bis zu 10 Kilometer breiten Skeiðarárjökull gebildet wurde. Der Skeiðarárjökull ist wegen seiner Gletscherläufe gefürchtet. Enorme Flutwellen überschwemmen immer wieder infolge von Vulkanausbrüchen unter dem Vatnajökull den Sandur und bedrohen die Ringstraße.
Radfahrer sollten sich vor der Querung des gigantischen Skeidarársandur an der Touristenstation Skaftafell nach der Wetterprognose erkundigen. Die Landschaft ist flach wie ein Brett und bietet den hier häufig tobenden Winden mit nicht selten über 100 Kilometern pro Stunde keinerlei Widerstand und dem Touren-Radfahrer weder Deckung noch eine Möglichkeit zum Zelten. Auf dieser Strecke dürft ihr nicht von heftigen Winden und Sandstürmen überrascht werden. Bei ungünstiger Windprognose sollte also keinesfalls gestartet werden.
Vom Skaftafell führt die Ringstraße zunächst drei Kilometer nach Süden und schwenkt dann wieder nach Westen um den riesigen Skeiðarársandur zu queren. Nach der Rechtskurve seht ihr links der Straße lange Straßenbrücken scheinbar sinnlos in der Landschaft neben der Ringstraße stehen.
Erst im Jahr 1974 wurde der Skeiðarársandur mit einem 17 Kilometer langen Damm und insgesamt fünf Betonbrücken für Fahrzeuge passierbar gemacht. Damit war erst die Ringstraße um Island herum fertig gestellt. Beim großen Gletscherlauf 1996 wurden Straße und Brücken wie Spielzeuge weggerissen. Statt der üblichen 200 Kubikmeter pro Sekunde flossen unvorstellbare 45.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ab.
Im Jahr 2009 sind wir noch über die nach dem Unglück von 1996 neu gebauten Brücken geradelt und blickten auf die brodelnden Gletscherflüsse hinab. Auf Grund des ständigen Rückgangs der Gletscher haben innerhalb weniger Jahre nach 2009 die Gletscherflüsse ihren Weg durch den Sandur derart verändert, dass im Bereich der Brücken nun kein Wasser mehr fließt. Als Konsequenz hat man sie stillgelegt und die Ringstraße nach unten verlegt. In Island kann man die Konsequenzen des Klimawandels errscheckend anschaulich erleben.
Ohne nennenswerte Richtungsänderung geht es über 25 Kilometer durch den Skeiðarársandur. Im Norden erblickt ihr in einer Entfernung von sechs Kilometern die zehn Kilometer breite Gletscherzunge des sehr flachen Skeiðarárjökul.
Allmählich sehen wir im Westen eine senkrechte Felswand näher kommen, es ist der markante Lómagnúpur. Er markiert das südliche Ende eines von Norden nach Süden ausgerichteten Bergrückens. Die im oberen Bereich fast senkrecht abfallende Klippe erreicht eine imposante Höhe von 671 Metern und ist damit die höchste Klippe Islands. Vor langer Zeit war diese Klippe Teil einer Steilküste, an die das Meer brandete. Für einige Kilometer fahren wir unterhalb dieser ehemaligen Küstenlinie.
Wenn sich die Ringstraße mehr nach Süden wendet, folgt das völlig von Moos bewachsene Lavafeld Brunahraun, das 1783/84 beim Ausbruch des Spaltenvulkans Lakagigar gebildet wurde. Damals starben ca. 20 % der Einwohner Islands und fast der gesamte Nutzviehbestand der Insel.
Einige Kilometer weiter westlich erreichen wir den Ort Kirkjubærjarklaustur (Campingmöglichkeiten siehe Streckenübersicht). Wie eine Oase wirkt er nach der Fahrt durch die Sander. Für Radfahrer bietet sich der Ort mit seiner ganz guten Infrastruktur als Übernachtungsstation auf dem Weg nach Vik an.
Der nächste Abschnitt unserer Tour nach Vik führt fast ausschließlich durch alte Lavafelder, die durch den verheerenden Ausbruch der Lakispalte in den Jahren 1783/84 geschaffen wurden. Sie sind vollständig von Moos und anderen Pflanzen bewachsen. Auch diese Strecke und das Ziel Vik sind bekannt für ihre heftigen Winde, die mit Hilfe der Sander den Lack von Autos und Fahrrädern sandstrahlen können. Auch vor einer Durchquerung dieses Gebietes sollte von Radfahrern eine Wetterprognose eingeholt werden. Ein Notbiwak in den Lavafeldern oder im Mýrdalssandur ist bei Sturm bestimmt nicht angenehm, wenn nicht sogar unmöglich.
24 Kilometer hinter Kirkjubærjarklaustur biegt in dem großen Lavafeld Eldhraun die Straße 208 nach Norden ab. Sie wird später zur anspruchsvollen Hochlandpiste F208, über die Landmannalaugar erreicht werden kann.
Es folgt der riesige Mýrdalssandur und dann ist es auch nicht mehr weit bis nach Vik.
Fünf Kilometer vor Vik biegt rechts nach Norden der ungeteerte Kerlingardalsvegur nach Þakgil ab - ein sehr empfehlenswerter Abstecher in eine phantastische Landschaft und zum Mýrdalsjökull, letzterer muss allerdings erwandert werden. Die Anfahrt nach Þakgil und Wanderungen im Umfeld von Þakgil sind in einer separaten Seite ausführlich beschrieben.
In dem direkt an der Küste gelegenen Ort Vik erwarten euch ein großer, komfortabler Campingplatz und ein gut sortierter Supermarkt am östlichen Ortsrand, ein Schwimmbad und ein oder zwei Cafés. Neben dem Supermarkt gibt es ein riesiges Souvenirgeschäft, das vornehmlich Andenken und Kleidung für Touristen, aber auch einige Ausrüstungsgegenstände und Gasflaschen für Primuskocher, verkauft.
Der Pavillon des Campingplatzes verfügt über einen Aufenthaltsraum mit Kochmöglichkeiten und es gibt sehr gute Duschen. Wer sich über die von Wiese bewachsenen kreisförmig angeordneten Erdwälle wundert, die um die Zeltwiese aufgeschüttet sind, hat Vik nicht bei Sturm erlebt. Dann sollten die Zelte direkt am Fuß der Wälle stehen. Trotzdem werden die Zelte immer wieder durch heftige Böen gepackt, die durch die fast senkrechten Felswände neben dem Campingplatz so gelenkt werden, dass sie aus allen Richtungen eintreffen. Wir hatten hier einen Sturm, der den Regen waagerecht gedrückt hat und uns selbst zu Fuß kaum vorankommen ließ. Auf dem Rad könnt ihr euch dann nicht mehr halten, die Böen pusten euch einfach von der Straße. Bei solch einem Wetter ist das Hallenbad in Vik eine wahre Oase.
Ein Spaziergang zum nahen Sandstrand mit den im Wasser stehenden Felsnadeln und den von Papageientauchern bewohnten Vogelfelsen wird unbedingt empfohlen.
Über Campingplätze entlang dieser Etappe informiert die Streckenübersicht.