Diese Tourenbeschreibung richtet sich an Auto-Reisende mit PKW oder Wohnmobil und Rad-Tourenfahrer.
Wir beschreiben auf dieser Seite eine 16 Kilometer lange Tour im Süden Islands von der Ringstraße über den Kerlingardalsvegur nach Þakgil und Wanderungen zum Holdujökull und Kotlujökull.
Fünf Kilometer östlich von Vik biegt von der Ringstraße in Richtung Norden der durchgehend ungeteerte Kerlingardalsvegur (Straße 214) ab. Der Abzweig von der Ringstraße ist sehr gut auf Grund des dort liegenden großen Hotels erkennbar. Auf den ersten zwei bis drei Kilometern präsentiert sich der Weg in einem sehr guten Zustand. Es geht ohne wesentliche Steigungen durch Farmland.
Unseres Erachtens ist die gesamte Strecke bis Þakgil auch mit 2WD-PKW machbar. Es gibt keine Furten.
Auch Touren-Radfahrer sollten den Abstecher nach Þakgil trotz der Steigungen von bis zu 9% unternehmen. Genügend Lebensmittel sollten mitgeführt werden, um mindestens einen vollen Wandertag im Þakgil bleiben zu können.
Ungefähr nach zwei Kilometern ab Verlassen der Ringstraße geht es auf einer Distanz von 1,8 Kilometern mit bis zu 9% Steigung um 150 Höhenmeter aufwärts. Die letzten Bauernhöfe haben wir während der Auffahrt hinter uns gelassen, die Landschaft wird sofort rauh und abweisend.
Bis auf 280 Meter über dem Meeresspiegel arbeitet sich die Piste auf den nächten 5,5 Kilometern hinauf. Viermal geht es zwischendurch wieder um einige Höhenmeter abwärts.
Nach der Passhöhe auf 280 Metern folgt eine drei Kilometer lange Abfahrt, auf der wir wieder 150 Meter Höhe verlieren. Wir haben bis zu 11% Gefälle gemessen. Für Radfahrer ist der Rückweg damit kräftezehrender als die Hinfahrt..
Am Fuß der nördlichen Rampe erreicht der Kerlingardalsvegur eine weite Schwemmebene. Auf einer Brücke quert die Piste den Fluss Afréttisá. Er mündet unweit der Brücke in den vom Kötlujökull gespeisten Gletscherfluss Múlakvisl. Aber auch der Afréttisá wird von mehreren kleinen Nebenarmen des großen Gletschers Mýrdalsjökull mit Wasser versorgt. Hier riecht die Luft plötzlich nach Schwefel, es gibt heiße Quellen im Fluss.
Unser Weg folgt nun dem Afréttisá am Rande der großen, durch den Múlakvisl geschaffenen Schotterfläche. Drei Kilometer östlich unserer Strecke wird der Sander von dem wie eine Insel aus der Ebene ragenden 582 Meter hohen Skálarfjall begrenzt. Unser Weg verläuft nun auf den letzten 3,5 Kilometern bis zum Þakgil ziemlich eben und steigt bis dort nur noch um 30 Meter an.
Nach 14 Kilometern ab der Ringstraße zweigt rechts eine Piste ab. Sie ist nur für 4WD geeignet und endet nach 2 Kilometern am Sander. Mit diesem Abzweig haben wir den Fuß eines steil um 200 Höhenmeter vor uns aufragenden Berges erreicht. Er ist der Beginn eines von engen, steilen Tälern durchzogenen, von vulkanischen Aktivitäten geschaffenen Gebirges. Bereits auf den letzten zwei Kilometern bis Þakgil tauchen wir völlig überraschend in eine wundersame Märchenwelt ein. Die Piste führt durch ein enges Tal am Rande eines Baches entlang. Die begrenzenden Berge sind zwar nur etwa 300 Meter hoch, ragen also nur 200 Höhenmeter über den Talgrund auf, aber trotzdem ist die hier von Vulkanen geschaffene Landschaft absolut faszinierend und surreal. Wir fühlen uns oft in die Kulisse eines Fantasyfilms oder Computerspiels versetzt
Der Campingplatz Þakgil liegt in einem runden Talkessel mit einer großen, ebenen Wiesenfläche. Ringsum ragt von niedrigem Grün und Moos bewachsenes braunes Gestein vulkanischen Ursprungs in bizarren Formen steil in den Himmel empor. Þakgil heißt "Þak-Schlucht", nomen est omen.
Wir befinden uns am Campingplatz bereits mitten im Þakgil. Rechts vom Campingplatz zieht sich das dort deutlich enger werdende Tal noch für einige wenige Kilometer weiter aufwärts. Es ist jedoch nur noch für einige hundert Meter begehbar.
Der Campingplatz liegt wunderschön. Leider hat sich das schon sehr herumgesprochen, folglich ist es hier in der Regel während der Saison sehr voll. Es gibt Miethütten und gute Sanitäranlagen, in einer Lavahöhle ist sehr romatisch ein Aufenthaltsraum mit Holzofen, Tischen und Bänken eingerichtet. Während der Saison ist ein Campingwart anwesend, der auch Auskünfte über Wandermöglichkeiten und den Zustand der Wege gibt.
Auf keinen Fall solltet ihr euch mit dem Besuch des Campingplatzes und einem Blick in die atemberaubende Þak-Schlucht zufriedengeben, wenn das Wetter es zulässt.
Auf einer Wanderkarte beim Sanitärgebäude sind drei Wanderwege verzeichnet:
Herausragend und bei einigermaßen gutem Wetter eine der spektakulärsten Tagestouren auf Island überhaupt, ist die in unserer Karte gelb eingezeichnete Rundwanderung zur Austurafréttur-Range. Nur diese Rundwanderung führt euch zu den absolut beeindruckenden Gletschern Hödujökull und Kötlujökull. Die beiden anderen Touren sind kürzer, ermöglichen jedoch nicht die überwältigenden Gletscherausblicke.
Wir empfehlen die eintägige Rundwanderung zur Austurafréttur-Range gegen den Uhrzeigersinn zu laufen, da ihr ansonsten die steilen und teils ausgesetzten Abschnitte abwärts gehen müsst, was unangenehmer ist. Und gegen den Uhrzeigersinn habt ihr in der Austurafréttur-Range fortwährend Blick auf den Kötlujökull.
Ihr beginnt diese mit gelben Stöcken markierte Wanderung auf der Fahrstraße zum Campingplatz und geht diese zurück bis an den Rand des großen Sander mit dem Fluss Afréttisá in der Nähe des nach Osten abzweigenden Piste. Noch vor Erreichen der Piste zweigt ein markierter Pfad ab, dem ihr nach Osten parallel zur Piste folgt. Nach einem Kilometer biegt der Pfad scharf nach Norden ab und führt über eine Wiese sehr steil und anstrengend über 150 Höhenmeter den Hang hinauf.
500 Meter nördlich des höchsten Punktes wird der violett gekennzeichnete Wanderweg zum Remundargil gequert. Er kommt auf direktem Weg aus dem tief unten liegenden Þakgil vom Fahrweg nahe des Campingplatzes hoch. Natürlich könnt ihr auch diese Abkürzung gehen. Sie ist zwar kürzer, aber wesentlich steiler und ausgesetzter als der längere gelb markierte Weg.
Wir folgen weiter den gelb gekennzeichneten Stöcken nach Norden. Der Pfad steigt ständig an. Nach knapp zwei Kilometern wird es sehr steil und etwas ausgesetzt. Hier ist der Pfad auch z.T. sehr schmal. Rechts geht es steil abwärts, links trennen uns nur einige Höhenmeter Bergflanke vom Abgrund. Dann wird an einem Durchbruch der Blick nach unten frei. Es ist einer der beeindruckenden, schaurig-schönen Ausblicke dieser Rundtour in die enge, von Lava in den tollsten Formen gebildete Schlucht mit ihren grünbraunen Felswänden tief unter uns. Auf der anderen Seite sehr ihr oberhalb der Schlucht einige Kurven des Jeep-Tracks, dem ihr auf dem Rückweg vom Holdujökull zum Campingplatz folgen werdet.
Fast 300 Höhenmeter steigt der Pfad seit der Querung des violetten Rundweges an. Allmählich wird der Anstieg flacher und schließlich ist auf einer Höhe von 570 Metern über dem Meeresspiegel ein Aussichtspunkt auf die tief unter uns liegende, riesige Eisfläche des Kötlujökull erreicht. Unmittelbar unterhalb unseres Standpunktes fällt das Lavagestein in aberwitzigen Formen steil, teilweise senkrecht zum Gletscher ab.
Wegen des steinigen Untergrunds ist der Pfad oft nicht einfach erkennbar. Ihr müßt euch also an den Markierungsstäben orientieren, die leider in einem ziemlich großen Abstand gesteckt sind. Bei schlechter Sicht kann das heikel werden. Ihr solltet an einem Pfahl erst weitergehen, wenn ihr den nächsten erspäht habt. Denn zu schnell habt ihr euch der Steilkante in Richtung Gletscher genähert und findet aus dem Gewirr von Felsabstürzen nicht mehr heraus.
Auf den nächsten zwei Kilometern geht es ständig nicht weit von der Steilkante entlang mit überwältigenden Ausblicken auf den Gletscher. Nördlich seht ihr mitten im Gletscher das Holdufjöll liegen. Der Gletscher umfließt quasi das braune Lavagebirge, das bis zu 200 Meter aus dem Eis herausragt. Oberhalb des Holdufjöll erstreckt sich weiter nach Norden der riesige Mýrdalsjökull auf bis über 1300 Metern Höhe.
Unter dem Mýrdalsjökull verbirgt sich der gefürchtete Vulkan Katla mit einem Kraterdurchmesser von etwa 10 Kilometern. Bei Eruptionen der Katla tauen je nach Intensität des Ausbruchs mehr oder minder große Teile des Gletschers und gigantische Flutwellen ergießen sich in Form von Gletscherläufen über die vorgelagerten Ebenen, vor allem über den Mýrdalssandur.
Merkmal der Route | Beschreibung |
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Name der Route | Kerlingardalsvegur |
Länder | Island |
Start, Ende | Ringstraße, Þakgil |
Länge der Tour | 16 Kilometer |
Höhenmeter steigend | 385 |
Höhenmeter fallend | 278 |
Durchschnittliche Steigung | 4,7% |
Durchschnittliches Gefälle | 5,8% |
Verkehr | Minimaler Verkehr |
Wegebelag | Piste mit gutem Belag, teilweise steil, keine Furten |
max. Abstand zwischen den Campingplätzen | 16 km ab Ringstraße |
Tief unterhalb des Holdufjöll liegt in einer Talsenke der Holdujökull auf nur 400 bis 600 Metern Höhe. Weiter östlich werden der obere und untere Gletscher durch senkrechte Felsstürze getrennt. Schmelzwasser tritt aus dem Mýrdalsjökull aus und stürzt über beeindruckende Wasserfälle tief hinunter auf das Eis des Holdujökull.
Der Pfad schwenkt auf ca. 680 Metern Höhe nach Westen von der Steilkante weg. Hier solltet ihr einen Kilometer quer in Richtung Nordwesten bis zur Steilkante oberhalb des Holdujökull gehen. Leider ist der Weg zur Kante nicht markiert, trotz dass der Blick in die Gletscherschlucht den absoluten Höhepunkt der Rundwanderung darstellt. Wie ein nach Osten sich öffnendes U ist die Gletscherschlucht geformt. Auf der Seite gegenüber unseres Standortes und links grenzt der obere Mýrdalsjökull mit seinen hoch aufragenden Eismassen an den senkrechten Felssturz der Schlucht. Wasserfälle treten aus der Eiskante und fallen auf den tief unten in der Schlucht liegenden Holdujökull. Phantastisch!
Ihr wendet euch von der Schlucht wieder ohne Markierung und Pfad nach Süden und gelangt nach einem Kilometer wieder auf den Rundwanderweg mit den gelben Stöcken. Aber Achtung, auch der Rundweg schwenkt nach Süden, falls ihr zu spät von der Schlucht nach Süden geht, verpasst ihr eventuell den Pfad. Der Pfad geht dann rasch in eine sehr rauhe Jeep-Piste über.
Nur 600 Meter führt die Piste strikt nach Süden, dann teilt sie sich. Rechts, nach Süden, zweigt der rot markierte Rundweg zum Mælifell ab. Unsere gelbe Markierung bleibt auf dem etwas breiter werdenden Fahrweg in Richtung Südosten. Wir bleiben nun auf dem Fahrweg, bis wir wieder die Fahrstraße ins Þakgil zum Campingplatz erreichen. Es geht kontinuierlich abwärts, für Fahrzeuge teilweise abenteuerlich steil über Felsplatten. Im mittleren Bereich des Weges bieten sich nochmals herrliche Ausblicke auf das Þakgil, ihr seht tief unten den Campingplatz liegen.