Wir beschreiben auf dieser Seite eine 115 Kilometer lange Radtour auf dem britischen Fernradweg 93 entlang der Causeway Coast von Coleraine nach Larne. Sie ist Teil unserer Dokumentation des europäischen Fernradweges Eurovelo 1 von Portugal zum Nordkap. Eine Übersicht zu allen Seiten des EV1 von Plymouth nach Aberdeen ist am Beginn dieser Seite dargestellt.
Der Radweg 93 ist auf dieser Etappe durchgehend geteert. Unsere Route weicht einige Male von der Führung des Radweges 93 ab. Vermutlich in der Absicht die Nationalstraße 2 zu meiden, sind die Plander des Radweges 93 hin und wieder ins Landesinnere ausgewichen, während die Hauptstrecke in Meeresnähe verläuft. Wir fanden die Route entlang der Küste schöner, außerdem spart sie auch spürbar Höhenmeter ein. Einziges Argument auf dem Radweg 93 zu bleiben, könnte starker Verkehr zur Hauptsaison sein.
Die N2 bzw. der bis Portstewart streckengleiche Radweg 93 wenden sich in Coleraine nach Westen und bleibt unmittelbar an der Küste. Wir radeln entlang der N2 auf einer straßenbegleitenden Radspur nach Portstewart. In Portstewart gibt es eine schöne Geschäftsstraße am Meeresufer mit einem tollen Blick zurück auf die Steilküste der zuvor gefahrenen Strecke westlich von Castlerock.
Ab Portstewart verläuft der Radweg 93 für zwei Kilometer abseits der Küste. Wir empfehlen die schönere Strecke auf der N2, die einen Fußgängerweg hat, den Radfahrer wohl auch benutzen dürfen. Es bieten sich ab Portstewart sehr schöne Ausblicke auf die felsige Steilküste. Zwischen Portrush und Portballintrae kommen wir an der Ruine des Dunluce Castle vorbei, die sehr dekorativ auf einem Felsen im Meer liegt.
Beim Dunluce Castle biegt der Radweg 93 ins Landesinnere ab und erreicht erst nördlich von Portballintrae wieder die Küste.
Wir sind stattdessen auf der N2 an der Küste geblieben, biegen einen Kilometer nach Dunluce Castle in eine Nebenstraße nach Portballintrae ein und kurbeln durch den Ort zu einem Parkplatz am Meer, wo die Straße endet. Wir Radfahrer können auf einem schmalen Fußweg, der teilweise mit Holzbohlen belegt ist, durch die Dünen weiterfahren und stoßen nach kurzer Fahrt wieder auf den Radweg 93. Nun bleiben wir bis Giant's Causeway auf dem Radweg 93, der parallel zu einer Museumsbahn verläuft. Am Meer liegt ein mondändes Herrenhaus, daneben befindet sich das Visitorcenter von Giant's Causeway.
Für die unbedingt empfehlenswerte Wanderung, für uns eines der Highlights der Tour über die Irische Insel, entlang der Steilküste bei Giant's Causeway sollte man sich mindestens einen halben Tag Zeit nehmen und am besten eine Übernachtung in der Nähe vorsehen. In Bushmills gibt es eine Jugendherberge und am östlichen Ende des Wanderweges, wo die Straße 146 in die N2 mündet, einen kleinen, einfachen Campingplatz. Etwa zwei Kilometer vom Campingplatz entfernt liegt der östliche Einstieg in den Wanderweg. Er ist unseres Erachtens die wesentlich bessere Wahl als der westliche Beginn des Weges am Visitorcenter. Mit der Wanderung von Osten nach Westen und wieder zurück habt ihr die optimalen Lichtverhältnisse zum Fotografieren. Es gibt einen kleinen Wanderparkplatz, wo ihr eure Räder an einem Schild abschließen könnt. Der sehr gut begehbare Wanderpfad bleibt während der gesamten Strecke unmittelbar oberhalb der Steilküste. Die Dramatik steigt mit dem Voranschreiten nach Westen allmählich an, die Steilküste wird immer höher und die Felsformationen zackiger und abwechslungsreicher.
Der Giant’s Causeway (Damm der Riesen) ist seit 1986 UNESCO-Welterbestätte. Er besteht aus etwa 40.000 gleichmäßig geformten Basaltsäulen, die teilweise im oder am Wasser stehen und auch Teil der beeindruckenden Steilküste sind.
Wenn ihr morgens von Osten nach Westen geht, scheint die Sonne in Gehrichtung und am Nachmittag auf dem Rückweg ebenso. Nach etwa acht Kilometern erreicht ihr auf dem Pfad entlang der Steilküste eine Verzweigung, an der ihr über eine Treppe nach unten zum Meer absteigen könnt. Unten gibt es einen kurzen Pfad in östlicher Richtung mit einem guten Blick von unten auf die senkrechten Felsformationen. In Gegenrichtung erreicht ihr nach fünf Gehminunten Giant's Causeway. Dort beginnt eine für den öffentlichen Verkehr gesperrte Teerstraße, über die Pendelbusse zum Visitorcenter fahren. Alternativ könnt ihr auch, anstatt zum Meer zu Giant's Causeway abzusteigen, oben entlang der Steilküste zum Visitorcenter gehen. Von dort gibt es einen Linienbus zurück zum Ausgangsort. Besser ist es aber auch zu Fuß zurück zu gehen und bei der nachmittags im Westen stehenden Sonne die Ausleuchtung der Felsen zu genießen.
Nach dem Besuch von Giant's Causeway fahren wir über die Straße 146 weiter. Wenn der Radweg 93 rechts ins Landesinnere abbiegt und einen weiten Bogen abseits des Meeres nach Ballycastle nimmt, bleiben wir auf der 146 in Meeresnähe bis zur Einmündung in die N2 und folgen relativ eben der N2 nach Osten entlang der Küste. Es gibt nun keinen Seitenstreifen entlang der N2. Während der Hochsaison muss hier mit vielem touristischen Verkehr gerechnet werden. Während unserer Befahrung, Ende August, war der Verkehr sehr gemäßigt und gut erträglich. Vor uns liegt nun der schönste Küstenabschnitt Irlands, für den man sich einige Zeit nehmen sollte. Aber auch die Topografie der Strecke fordert ihren Tribut. Wer unserer Route folgt, sollte nicht mehr als 50 Kilometer pro Tag einplanen.
Wenn die N2 die Küste verlässt, radeln wir weiter über die Straße 15 in Richtung Ballycastle. Nächster Ort ist Ballintoy. Er bietet einen schönen, kleinen, in Felsen eingebetteten Hafen, der über eine kurze Stichstraße erreichbar ist. Bei Ballintoy gibt es die touristische Attraktion einer Hängebrücke (Carrick-a-Rede Rope Bridge) zu sehen, die zu einem vorgelagerten Felsen gespannt ist. Am Ortsende von Ballintoy weisen Schilder zum Besucherparkplatz. Natürlich kostet die Begehung der kurzen Brücke ein saftiges Eintrittsgeld. Wir radeln statt einer Begehung weiter auf der Straße 15, die uns mit 10% steil aufwärts führt. Auf der Höhe gibt es einen Besucherparkplatz. Von dort könnt ihr ein gutes Foto ohne Eintrittsgebühr von der Hängebrücke knipsen.
Nun führt die Straße hinab nach Ballycastle. Der größere Ort liegt in der Hauptsache etwas abseits von der Küste entlang der aufs Meer zulaufenden Hauptstraße. Im Zentrum reihen sich an der Hauptstraße viele kleine Geschäfte und auch einige Cafés an und natürlich gibt es auch einen Supermarkt zum Auffüllen der Vorräte. Am Meer bieten Bänke in einer Art Park eine willkommene Möglichkeit für eine Pause.
Ab Ballycastle rollen wir wieder auf dem Radweg 93, dem wir nun bis Larne folgen. Drei Kilometer östlich des Ortsausgangs teilt sich die Strecke. Die N2 hält sich weiter südlich abseits des Meeres nach Cushendall. Unser Radweg 93 ist über eine großartige Nebenstraße in Meeresnähe geführt, die über Cushendun nach Cushendall führt. Allerdings ist diese Strecke mit einem extrem kräftezehrenden Auf und Ab mit Steigungen von oftmals 20% verbunden. Wir empfehlen, bei schlechtem Wetter die Inlandsroute über die N2 zu wählen, da man dann von der wunderschönen Landschaft nichts sieht, einziges Erlebnis sind in diesem Fall die irren Steigungen. Bei gutem Wetter ist die Strecke jedoch ein absolut lohnendes Erlebnis, das man auf keinen Fall versäumen sollte.
Unsere Route biegt also drei Kilometer hinter Ballycastle auf ein schmales Sträßchen in die Berge nach Osten ein. Ein Hinweisschild verbietet Wohnmobilen, Wohnwagen und Bussen die Nutzung dieser Straße. Und das aus guten Grund! Zu Beginn radeln wir ganz gemütlich durch Weiden mit Kühen und Schafen aufwärts. Bis zur ersten Höhe beträgt die Steigung maximal 10%. Wer schon längere Zeit in Irland unterwegs ist, kann diesen Abschnitt noch ganz bequem kurbeln. Nach der Höhe sehen wir tief unten das Meer liegen. Wir rollen nun 150 Höhenmeter steil hinunter. Unten biegt eine Stichstraße zum Torr Head ab. In der Senke liegen einige Bauernhöfe. Die Hauptstraße mit dem Radweg 93 steigt sogleich wieder an und bewältigt auf einer Distanz von nur 1,2 Kilometern 120 Höhenmeter. Die Steigung beträgt nicht selten 20%, mit Gepäck ist auch das Schieben der Räder sehr anstrengend.
Nach der Höhe geht es wieder 140 Höhenmeter mit bis zu 20% hinunter. In der Senke liegt ein Bauerngehöft. Es folgt ein dritter Anstieg von 50 Höhenmetern mit bis zu 20%. Dann ist der anstrengendste Teil bis Cushendun geschafft. Es geht nun in einigem kurzen Auf und Ab von 10 bis 12% weiter und schließlich steil hinunter nach Cushendun.
Während der gesamten einsamen Strecke zwischen Ballycastle und Cushendun gibt es tolle Ausblicke über die sattgrünen Wiesen, die sich steil hinunter zum Meer erstrecken. Bei Sonnenschein ist es ist ein wirklich toller Küstenabschnitt. Da Busse, Wohnmobile und Caravans nicht erlaubt sind, bleiben nur die mit PKW reisenden Touristen, die sich die schmale, steile Straße zutrauen.
Cushendun ist ein guter Ort für einen Übernachtungsstopp auf dem Weg nach Larne, der in einer schönen Bucht mit Sandstrand etwas abseits der N2 liegt. Der sehr schöne und vollständig unter Denkmalschutz stehende Ort wurde im Stil eines kornischen Dorfes als Feriendomizil Ende des 19 Jahrhunderts gebaut. Es gibt immerhin einen Pub, ein kleines Lebensmittelgeschäft und einen Campingplatz. Auf den Bänken am Hafen kann man sich von der anstrengenden Etappe ausruhen und den Blick über den Sandstrand und die aus den Bergen kommende Strecke schweifen lassen.
Ab Cushendun radeln wir ins Inland zur N2 und über einen leichten Hügel nach Cushendall, wo wir wieder die Küste erreichen. Im weiteren Verlauf bleibt der Radweg 93 auf der Nationalstraße 2, die bis Larne unmittelbar entlang des Meeres geführt ist. Die Berge sind nicht mehr so steil wie auf der Etappe nach Cushendun und die gesamte Strecke ist nun überraschend eben auf Meereshöhe. Sii ist landschaftlich durchaus reizvoll, aber nicht mehr so aufregend wie die vorherige Strecke. Wir kommen durch die kleinen urigen Fischerorte Glenariff, Garnlough, Glenarm und Ballygally. Nicht weit hinter Glenariff wendet sich die Straße bis Garnlough nach Süden und bleibt anschließend in südöstlicher Richtung. Hinter Glenarm fallen die Berge steil bis ans Wasser, trotzdem ist noch genügend Platz für die Straße.
Larne ist kein schöner Ort, geprägt durch den Hafen und ein Kraftwerk. In Larne endet der Radweg 93. Wer weiter auf dem Eurovelo 1 radeln möchte, setzt von hier mit der Fähre nach Cairnryan über. Es ist nicht nötig und auch nicht lohnend, weiter nach Belfast zu kurbeln. Aber auch ab Belfast geht eine Fähre nach Cairnryan.
Über Campingplätze und Geschäfte entlang dieser Etappe informiert die Streckenübersicht.