In Trient verlässt der Radweg Via Claudia Augusta das Etschtal und arbeitet sich sehr steil 350 Höhenmeter nach Pergine Valsugana hoch. Diese Strecke sollte nur mit sehr guter Kondition gemacht werden, als Alternative fährt ein Shuttle-Bus von Trient nach Pergine.
Mit dem Rad folgt man ab Trient den braunen Radwegeschildern mit dem Ziel Pergine. Wir haben die Schilder erst außerhalb von Trient gefunden und sind anfangs auf einer Route gefahren, die in der OpenCycleMap als Via Claudia Augusta-Strecke ausgewiesen ist, auf der allerdings bis Civezzano keine Schilder zu sehen sind. Der erste Teil dieser Route im Stadtgebiet von Trient scheint also veraltet zu sein. Vielleicht hat man die Strecke nun etwas hinsichtlich der extremen Anstiege entschärft.
Die OpenCycleMap Route geht steil zum Kastell hoch und dann unsinniger Weise wieder ganz ins Tal hinunter, um dann am nördlichen Stadtrand von Trient richtig anzusteigen. Besser bleibt man gleich im Stadtgebiet und spart sich den Aufstieg zum Kastell. Am Stadtrand geht es gleich mit 15 bis 20% auf einer einspurigen Teerstraße hoch. Die Anzeige des Höhenmessers bewegt sich in Höhenmeter fast so schnell wie die Entfernungsangabe des Kilometerzählers. Die Straße ist so steil, dass wir die schwer bepackten Räder kaum geschoben bekommen. Auf 390 Meter Höhe erreichen wir Martignano und rollen sogar wieder etwas runter bevor es weiter hoch geht. Wir bewegen uns durch die am steilen Hang liegenden Vororte von Trient. Irgendwann treffen wir auf die braunen Radwegeschilder nach Pergine, hier sogar mit einem Aufkleber der Via Claudia Augusta. Zwischendurch gibt es als besonderes Schmankerl einen super steilen Waldweg. Zur Belohnung wartet an seiner Einmündung in die Straße ein schöner Rastplatz mit Tischen, Bänken und Trinkwasser. Die Orte liegen nun weiter auseinander und tolle Ausblicke werden immer wieder auf die steilen Berge und die daran klebenden Dörfern freigegeben. Nach Pergine geht es mit 20% über einen Wiesenweg hinunter. Alternativ kann man hier auch gut über die Straße fahren.
Ab Pergine gibt es eine Variante östlich um den Lago di Levico und eine westlich um den Lago die Calceranico. Am Lago di Calceranico kurbelt man recht eben auf einem ausgeschilderten Radweg am Ufer abseits der Straße. Deswegen haben wir nach dem steilen Aufstieg von Trient nach Pergine diese ebene Variante gewählt. Östlich von Levico treffen beide Varianten wieder zusammen.
Östlich von Levico geht es auf einem separaten Radweg weit abseits der Straßen ganz eben nach Borgo.
Etwa sieben Killometer hinter Borgo teilt sich die Via Claudia Augusta. Eine Variante geht 19 Kilometer weiter entlang der Brenta nach Primolano. In Primolano verlässt diese Variante die Brenta und arbeitet sich auf den nächsten sechs Kilometern steile 170 Höhenmeter bis kurz vor Arsie hinauf. Von dort sind es noch 19 Kilometer bis Feltre, wo sich die Varianten wieder vereinigen.
Die dem historischen Verlauf nahe kommende, 22 Kilometer längere Bergvariante steigt sieben Kilometer hinter Borgo steil nach Strigno an und weiter bis auf 912 Meter Höhe hinauf. Knapp 580 Höhenmeter müssen wir aus dem Brentatal aufwärts kurbeln.
Oberhalb von Strigno bietet sich ein schöner Blick zurück in das schon tief unten liegende Tal mit der Brenta und dem Ort Borgo. Die Steigung beträgt in der Regel zwischen 8 und 15%, der Weg ist überwiegend geteert. Für einige hundert Meter wird der Radweg über einen Wanderpfad durch Wald geführt. wir schätzen die Steigung auf bis zu 30%, unser Neigungsmesser geht nur bis 20 %. Das ist mit Gepäck dann wirklich kaum noch zu schieben.
Die Ausschilderung des Radweges ist bis Castello Tesino teilweise mangelhaft. Immer wieder fehlen Schilder an Abzweigen. Wenn man den Abzweig verpasst, gerät man schnell ins falsche Tal und fährt etliche Höhenmeter falsch, was natürlich besodners ärgerlich ist. Ab Castello Tesino folgen wir auf dem nun bis Feltre ziemlich gut ausgeschilderten Radweg ein Stück der Straße hinauf in Richtung Brocon-Pass. Nach etwa einem Kilometer biegt die Via Claudia Augusta jedoch auf die SP40 in ein Tal mit dem Parco la Cascatella ab. Dies ist eine tief eingeschnittene Schlucht mit senkrechten Felswänden. Anfangs verläuft die Straße weit oberhalb des Talbodens, hin und wieder kann man durch den dichten Wald in die Tiefe blicken. Es ist eine tolle Landschaft und eine herrliche Abfahrt über 450 Höhenmeter auf der fast autofreien schmalen Straße. Schließlich bringen uns einige Serpentinen rasch dem Talboden näher. Nun sieht man weit oben die Dörfer in den steilen Hängen kleben.
Hinter der Ortschaft Lamon mit einem kleinen Zimmerangebot rollen wir weitere 185 Höhenmeter runter, dann folgt auch schon der nächste Pass, der Croce d' Aune, als letzter Übergang nach Feltre. Aus dem tief eingeschnittenen Tal hinter Lamon müssen wir uns ab der Brücke über den Fluss bei Gorna 600 Höhenmeter hinauf arbeiten. Von der Brücke bis zur Passhöhe Croce d' Aune fährt ein Shuttle-Bus. Anfangs fordern uns 10%, im mittleren Bereich reduziert sich die Steigung auf maximal 8% und ab dem Weiler Salzen sind wir mit bis zu 13% dabei. Das schmale Sträßchen wird kaum befahren und bietet viele schöne Ausblicke auf die Dolomiten. Auf der Passhöhe liegt der Ort Croce d' Aune. Es bietet sich eine schöne Aussicht auf das tief unten liegende Ziel Feltre. Abwärts ist die Straße wesentlich breiter und nicht so gemütlich. In einer Viertelstunde ist man unten, erreicht zunächst Pedavena und wird auf Schleichwegen abseits der Hauptstraßen gut ausgeschildert nach Feltre geführt.
In der Abbildung am unteren Ende der Seite ist das Höhenprofil für die Radtour von Trient nach Feltre dargestellt. Vor uns liegt ein sehr bergiger, anstrengender Abschnitt des Radweges. Drei große Anstiege sind zu bewältigen: 1. Aus dem Etschtal von Trient nach Pergine. 2. Aus dem Brentatal hinauf in die Berge nach Pieve Tesino und 3. über den Pass Croce d'Aune nach Feltre. Jeder dieser Anstiege bedeutet zwischen 400 und über 500 Höhenmeter Auf- und Abstieg. In einem Tag lässt sich die Strecke kaum bewältigen.
Gleich in Trient steigt die Via Claudia äußerst steil mit bis zu 20% nach Pergine an. Kürze Abschnitte sind über Waldwege und sogar Pfade geführt. Wer nicht den sportlichen Ehrgeiz hat, die gesamte Via Claudia Augusta gefahren bzw. geschoben zu sein, sollte hier die Nutzung des Shuttle-Busses in Erwägung ziehen.
Zwischen Pergine und Borgo kann man sich dann auf ebener Strecke entlang des Flusses Brenta Vecchia ausruhen.
Nicht weit hinter Borgo folgt der nächste Anstieg in die Berge nach Pieve Tesino, wo ungefähr der höchste Punkt erreicht ist. Mit Steigungen zwischen 8 und 15% geht es stramm aufwärts. Auf einem Pfad haben wir die Steigung mit 30% geschätzt (unser Neigungsmesser zeigt nur bis 20% an). Selbst das Schieben des gut bepackten Rades war auf dem rutschigen Pfad eine Tortur. Wir glaubten zeitweise irrtümlich auf einen Wanderweg geraten zu sein, aber später auftauchende Schilder ließen keinen Zweifel, dass wir uns noch auf einem Radweg bewegten.
Schließlich rollen wir knapp 500 Höhenmeter hinunter nach Chioe, um sogleich wieder zur Ortschaft Lamon aufzusteigen. Und ab Lamon geht es wieder knapp 200 Höhenmeter steil hinunter in ein Flusstal. Es folgt der Anstieg zum dritten und letzten Pass dieser Etappe, zum Croce d'Aune. Zwischen 8 und 13% haben wir auf dem schmalen Teersträßchen gemessen, die sich erstaunlich gut bewältigen lassen. Von Croce d'Aune rollen wir dann nur noch abwärts bis nach Feltre.