Wir beschreiben auf dieser Seite einen 99 Kilometer langen Abschnitt des Paneuropa-Radweges durch Tschechien von Eslarn an der tschechichen Grenze nach Plzen (Pilsen). Der Paneuropa-Radweg geht von Paris nach Prag. Eine Übersicht zu allen Seiten des Radweges ist oben am Beginn dieser Seite dargestellt.
Alle Kilometerangaben beziehen sich auf Eslarn, in Klammern sind die Kilometer in Gegenrichtung ab Plzeň angegeben.
Ab Eslarn radeln wir über die Böhmer Straße zur nur 4,5 Kilometer entfernten tschechischen Grenze. Anfangs geht es ein wenig aufwärts. Unmittelbar an der Grenze gibt es Tische und Bänke an Teichen einer Imkerstation, die zu einer Pause einladen.
Dann sind wir auch schon nach wenigen hundert Metern auf der tschechischen Seite und in der Ortschaft Železná. In Železná verlassen wir die Landstraße und biegen in einen Wirtschaftsweg ein. Wir folgen nun dem Zeichen des tschechischen Radweges 37 bis Plzeň. In Tschechien ist das Radwegenetz sehr gut ausgeschildert. Neben dem Schild des Radweges 37 treffen wir auch häufig auf das Zeichen des Paneuropa-Radweges.
Zwischen Eslarn und Plzeň ist unser Radweg sehr abwechslungsreich und schön geführt. Überwiegend geht es naturnah auf Waldwegen oder kaum befahrenen schmalen Landstraßen abseits des Verkehrs. Mit dem Grenzwechseln ist allerdings auch eine Änderung in der Radwegeführung verbunden. In Tschechien geht es häufiger kräftig rauf und runter, der Radweg ist nicht selten ungeteert und auch mal in einem recht schlechten Zustand. Im Vordergrund steht hier wohl bei der Wegeplanung, eine schöne Route durch die Natur abseits des Verkehrs zu finden. Inzwischen hat man die Route an einigen Stellen verändert und damit verbessert. Einige extreme Abschnitte mit dem Charakter von Wander- oder Mountainbike-Wegen wurden aus der Route heraus genommen.
Hinter Železná, das im Wesentlichen aus einem Supermarkt zum günstigen Einkaufen von Zigaretten und Alkohol besteht, taucht der Radweg gleich in dichten Wald ein. Wir befinden uns im westlichen Böhmerwald. Auf den ersten 22 Kilometern dieser Etappe radeln wir bis Bělá nad Radbuzou fast ausschließlich durch Wald. Ist der Weg anfangs noch ein wenig geteert, wechselt er rasch in einen richtigen Waldweg, der sich in zahlreichen Schlenkern durch den Forst windet. Mit Hilfe der Schilder des Radweges 37 ist die Orientierung an den Verzweigungen jedoch kein Problem.
Von 530 Metern Höhe in Eslarn arbeiten wir uns über eine Distanz von zehn Kilometern bis auf 640 Meter hinauf, um dann auf 450 Meter Höhe nach Bělá nad Radbuzou hinunter zu rollen. Die kleine Ortschaft liegt in mitten von Feldern. Im Zentrum gibt es eine große Wiese mit überdachten Tischen und Bänken und sogar an Fahrradständer und eine große Infotafel über den Paneuropa-Radweg hat man gedacht.
Die Landschaft ist nun recht offen, trotz dass wir noch durch die Region des Böhmerwaldes fahren. Das liegt daran, dass wir etwa 4 Kilometer in nördlicher Richtung durch eine vom Wald eingerahmte, von Landwirtschaft geprägte Freifläche radeln. Bei Kilometer 26 nach Eslarn schwenkt der Radweg 37 nach Osten und durchquert auf Wirtschaftswegen ein größeres Waldgebiet mit drei kleinen Seen. An den Seen liegt einsam das Rekreační Středisko Sycherák mit Hütten und einem Campingplatz.
Bei Kilometer 31 queren wir die an der Landstraße 195 liegende Ortschaft Borek und fahren weiter auf schmalen Sträßchen, die oftmals sehr schön von Bäumen begrenzt werden, in Richtung Osten.
Zwei Kilometer hinter Stare Sedlo hat man die Führung des Paneuropa-Radweges über holprige, schmale Wege durch Wald und Wiesen aufgegeben. Stattdessen verläuft die Radroute nun auf schmalen Teerstraßen ohne Verkehr über Prostiboř und Tunechody nach Brod u Stříbra.
Anschließend quert der Radweg die Europastraße 50 nach ungefähr der halben Strecke zwischen Eslarn und Plzeň.
Nach nur vier weiteren Kilometern erreichen wir die Stadt Kladruby. Über der Stadt thront auf einem Höhenzug das ehemalige Benediktinerkloster Kladruby (deutsch Kloster Kladrau). Allerdings wird das Gebäude seit 1785 nicht mehr als Kloster genutzt. Die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt im barockgotischen Stil ist eines der größten Kirchengebäude in Böhmen und ein nationales Kulturdenkmal Tschechiens.
Auf der Straße 193 geht es vom Ort Kladruby zum Kloster kräftig aufwärts, unser Radweg führt uns unmittelbar am Kloster vorbei. Am Kloster wechseln wir auf die Straße 203, die uns mit 12% Steigung weiter durch Wald einen Kilometer lang aufwärts führt. Dann biegt der Radweg 37 in einen ungeteerten Waldweg ein. Über diesen Weg geht es weitere 800 Meter mit 12% sehr steil aufwärts. Während unserer Tour war der Weg im Zuge von Holzarbeiten völlig zerfahren, was die Strampelei sehr anstrengend machte.
Nach nur einem Kilometer ist das Waldgebiet mit dem steilen Anstieg durchquert und wir radeln auf einer schmalen Straße durch Felder nach Střibro. Auf dem Weg nach Střibro fordern uns noch einige sehr steile Anstiege und Abfahrten mit 12%.
Zwischen Svinná und Vranov hat sich die Route des Paneuropa-Radweges geändert. Die Stadt Střibro wird nun ausgelassen. Anstelle des Bogens über Střibro geht es von Svinná direkt zum nur 1,5 Kilometer entfernten Vranov.
Bei Vranov ist der Fluss Mže, auf den wir nun bis Plzeň immer wieder treffen, Teil des Stausees Vodni nadrž Hracholusky. Einen Kilometer östlich der Ortschaft Vranov liegt unmittelbar am Stausee ein Campingplatz mit Zeltwiese und vielen Dauercampern.
Nach dem Campingplatz taucht der Radweg auf ungeteerten Wegen in den Wald ein und wendet sich etwas vom Stausee ab. Im Wald erwarten uns wieder einige kurze, mit 12% sehr steile Abschnitte mit teils schlechter Oberfläche. Schieben kann erforderlich sein. Schließlich queren wir eine Eisenbahnlinie und verlassen hinter Pňovany endgültig den Wald. Wir haben eine weite Sicht über die von Wiesen und Wäldchen durchsetzte Landschaft.
In Plešnice treffen wir wieder auf die Eisenbahnlinie nach Plzeň. Für einen Kilometer geht es auf einem holprigen Weg entlang der Bahnstrecke. Der Paneuropa-Radweg führt uns auf Pfaden durch ein Waldgebiet und begleitet für einige hundert Meter an einer Siedlung mit Wochenendhäusern den Bach Mže.
Vor dem Ort Bdeněves quert der Radweg die verkehrsreiche Straße 605. Achtung: Wenig später erreicht der Radweg wieder die Straße 605 und biegt ohne Beschilderung sogleich nach Rechts in einen schmalen Pfad entlang eines Baches ein. Dieser Abschnitt durch den Ort Kozolupy ist ganz schlecht ausgeschildert. Mehrmals biegt der Radweg von Teersträßchen in Pfade ein. Die Wegeführung umgeht damit die Straße 605. Ab dem östlichen Ortsrand von Kozolupy radeln wir durch Felder nach Vochov.
Ab Vochov hat sich die Führung des Paneuropa-Radweges erneut geändert. Anstatt über Křimice geht die Route nun nach Norden zum Fluss Mže und dann auf Wirtschaftswegen immer nahe beim Mže geradewegs in Richtung Plzeň. Das Symbol des Paneuropa-Radweges haben wir entlang des Mže bis ins Stadtzentrum vergeblich gesucht.
Vor Plzeň blicken wir auf trostlose Trabantensiedlungen und Industriegebiete. Bis einen Kilometer vor dem Zentrum von Plzeň bleiben wir auf Wirtschaftswegen, dann biegen wir in die vierspurige Straße 26 ein, der wir auf einem separaten Radweg bis ins Zentrum zu einer großen Kreuzung der Straßen 20, 26 und 27 folgen.
Der Radweg 37 endet in Plzeň und der Paneuropa-Radweg biegt an der Kreuzung scharf nach links in die Straße 20 ein. Ins historische Zentrum mit der Kathedrale fährt man an der Kreuzung einfach 250 Meter weiter geradeaus und gelangt unmittelbar auf den zentralen Platz der Altstadt. Da vermutlich jeder durch das historische Zentrum radeln und nicht dem Paneuropa-Radweg um die Altstadt herum folgen wird, haben wir unseren Garmin-Track (Download siehe Übersichtsseite zur Tour) abweichend von der offiziellen Route über den zentralen Platz mit der St. Bartholomäus-Kathedrale geführt.
Pilsen (tschechisch Plzeň ist die viertgrößte Stadt Tschechiens. Das Stadtbild wird durch die gotische St. Bartholomäus-Kathedrale geprägt, die in der Mitte des von historischen Gebäuden gesäumten großen Platzes der Altstadt Náměsty Republiky liegt. Leider wurde sehr viel im Krieg zerstört und bis auf die Kirche und das alte Rathaus kein Gebäude professionell restauriert. So stehen Nachkriegsgebäude neben älteren Häusern rings um den großen Platz. Die Erdgeschosse hat man konsequenz mit großen Fenstern von Ladengeschäften ruiniert.
Das Zimmerangebot kann der Webseite der Touristeninformation. Relativ günstige Zimmer gibt es im Hotel Morrison unmittelbar in der Altstadt, Pension U Giganto (3 km vom Zentrum). Etwa 3,5 Kilometer nördlich des Zentrums liegt an einem See der Campingplatz Bolevák Ostende Autokemp.
Für den Tourenabschnitt durch Tschechien empfehlen wir den Fahrradatlas Tschechien (Cykloatlas Cesko, ISBN 0-80-7224-414-0). Im Maßstab 1:75.000 deckt er das gesamte Land ab.
Das Höhenprofil für den 99 Kilometer langen Abschnitt des Paneuropa-Radweges von Eslarn nach Plzeň ist am Ende dieser Seite abgebildet. Diese Etappe ist hinsichtlich der Anzahl und der Steilheit der Steigungen recht anspruchsvoll. Wir empfehlen daher, die Strecke nicht an einem Tag zu fahren.
In der Hauptsache geht es von etwa 600 Metern Höhe an der tschechischen Grenze auf 300 Meter über dem Meeresspiegel in Plzen hinunter. Dieser Abstieg ist jedoch mit einem fortwährenden Auf und Ab, bedingt durch Höhenzüge und Flusstäler, verbunden. Gerade die Forst- und Wirtschaftswege abseits der Straßen warten immer wieder von Steigungen von 12%. Aber auch einige der schmalen Teersträßchen können mit solchen Anstiegen überraschen.
Wer sich den tschechischen Abschnitt des Paneuropa-Radweges vornimmt, sollte daher schon einge Kondition mitbringen und auch mal die eine oder andere Steigung fahren wollen.