Wir beschreiben auf dieser Seite eine 20 Kilometer lange Wanderung von der Alkanjalme zum Snavvavagge. Sie ist Teil einer Rundwanderung durch den Sarek-Nationalpark im Norden Schwedens. Eine Übersicht zu allen Seiten der Rundwanderung ist oben am Beginn der Seite dargestellt.
Wir starten diese Etappe bei der Alkanjalme an der Zeltstelle am Kuoperjåkkå, wo das Alkavagge in das Kuopervagge einmündet.
Zum Auftakt des Tages ist der Fluss Kuoperjåkkå dort zu furten, wo er sich im steinigen Flussbett in zahlreiche Arme verbreitert. Dies geht am frühen Morgen wesentlich leichter als am Nachmittag oder Abend, da der Wasserstand des aus zahlreichen Gletschern gespeisten Flusses über Nacht aufgrund der geringeren Temperaturen deutlich fällt.
Wir wandern nun in östlicher Richtung entlang des Kuoperjåkkå zum Rapadalen. Ein bequemer Trampelpfad führt parallel am Nordufer entlang und lässt uns genügend Muße, um die herrlichen Ausblicke auf die Gletscher und schneegekrönten Berge des Sarek- und Ruotesmassivs, des südlich liegenden Ålkatj-Gebirges sowie den Blick zurück in das Kuopervagge zu genießen.
Wunderbar ist auch die Sicht hinunter in das Rapadalen auf das Delta am Zusammenfluss von Smailajåkkå und Kuoperjåkkå. Die Flussläufe bieten ein breites, durch unterschiedlichen Sedimentgehalt gebildetes Farbenspektrum und mäandrieren in weiten Bögen durch leuchtend grüne Sumpfgebiete.
Wir gehen jedoch nicht hinunter Richtung Delta, sondern bleiben auf der Höhe am Hang unterhalb des Berges Skatjatjåkkå. Rasch erreichen wir so die Hochebene Skarja. Hier treffen Rapadalen, Ruotesvagge , Kuopervagge und Alkavagge zusammen, die Skarja gilt somit zu Recht als das „Herz des Sarek“. Wir wandern an der tief eingeschnittenen Klamm mit dem tosenden Smailajåkkå bergauf. Das Naturschauspiel ist auch noch bei Niedrigwasser beeindruckend. Der Fluss schießt durch die 15 bis 20 Meter hohen Felswände, Gischt sprüht nach oben und bildet kleine Regenbögen.
An einer der engsten Stellen befindet sich die Skarjabrücke, direkt daneben steht eine Hütte mit einem Nottelefon, dem einzigen im gesamten Sarek-Nationalpark. Die Hütte ersetzt die alte Mikkastugan, die ein gutes Stück weiter nordwestlich der Brücke stand. Die metallene Skarjabrücke ist eine der wenigen Brücken im Sarek. Als sogenannte „Sommerbrücke“ wird sie per Hubschrauber Mitte September abgebaut wird und erst nach der Schneeschmelze im Laufe des Juni wieder zurückgebracht. Ohne die Brücke ist der Smailjåkkå in diesem Bereich nicht zu queren.
Wir gehen über die Brücke und wandern auf der Nordseite des Rapadalen in Richtung Südosten. Das Rapadalen und das nach Norden verlaufende Ruotesvagge werden manchmal als „Autobahn“ des Sarek bezeichnet, da hier die am meisten frequentierte Route durch den Nationalpark verläuft. Und tatsächlich ist der Pfad, den wir nach der Passage über die Skarjabrücke gehen, breit und „mehrspurig“ ausgetreten und wir kommen ungewohnt rasch voran.
Die dann folgende Furt des Gletscherbaches Matujåkkåtj ist nicht schwierig, bei Niedrigwasser kommt man sogar auf Steinen trockenen Fußes hinüber. Der Pfad wird nun steiniger und verläuft im leichten Auf und Ab. Es sind auch einige Sumpfflächen zu queren, was bei Regen eine ziemlich feuchte Angelegenheit werden kann. Besonders an tieferen Moraststellen bilden sich große Schlammtümpel, da jeder Wanderer versucht diese Flächen zu umgehen. Dadurch werden immer größere Teile der empfindlichen Pflanzendecke zerstört, die keine Chance hat, sich in der kurzen Vegetationsperiode zu regenerieren. So hat die wachsende Beliebtheit dieser Route mittlerweile sehr deutlich sichtbare Nachteile für die Natur.
Heikel kann der nächste Gletscherbach sein, der Tjågnårisjåkåtj. Seine Querung ist auch bei erfahrenen Wanderern berüchtigt. Die Strömung ist schon bei Normalpegel recht stark. Besonders bei oder nach Regenfällen oder auch bei sehr warmen Wetter kann er ein unpassierbares Hindernis darstellen, weil der Wasserstand dann sehr rasch und stark ansteigt. Unterhalb eines kleinen Wasserfalls auf etwa 800 m Höhe kann es eine Schneebrücke geben (Vor dem Betreten prüfen, ob sie trägt.). Wenn keine Schneebrücke mehr existiert, muss man in Watschuhen furten. Das ist aber nur an der „richtigen“ Stelle möglich, zu reißend ist sonst die Strömung. Vom Pfad sollte man ca. 100 m bachabwärts bis zu an beiden Ufern stehenden Steinmännchen gehen. Dort teilt sich der Bach in zwei Arme, etwas weiter flussabwärts unterhalb der winzigen „Insel“ vereint er sich wieder und genau dort kann man relativ gut furten. Auch bei geringem Wasserstand geht das Wasser am Südufer noch immer deutlich bis über die Knie und die Strömung hat sehr viel Kraft. Man muss sich sorgsam und ohne Hektik durch das milchige Wasser tasten und darauf achten, dass man einen wirklich sicheren Stand hat, ehe man den nächsten Schritt tut. Wenn man Steine im Bach grummeln hört, sollte man besser nicht furten und auf geringeren Wasserstand warten.
Der nächste Bach, der Pielajåkkå, muss in der Regel zwar auch mit Watschuhen überquert werden, die Furt ist jedoch vergleichsweise leicht.
Sowohl in der Umgebung des Tjågnårisjåkåtj als auch des Pielajåkkå findet man gute Zeltstellen.
Tipp: Man kann vom Pielajåkkå übrigens in 2 bis 3 Tagen nach Suorva wandern, dort gibt es vier Mal täglich eine Busverbindung mit der Linie 93 nach Gällivare. Man muss man dann den Pielajåkkå nicht furten, sondern bleibt auf dessen Nordseite und geht nördlich der Seen Pierikjaure und Lietjitjaure (Brücke über den Kukkesvakkjåkkå) nach Westen, dann hinunter durch viel Gestrüpp durch das Sjöfallstal zum Staudamm nach Suorva.
Ca. 4 Kilometer nach der Querung des Pielajåkkå erreicht der Pfad den Spökstenen (Geisterstein). An diesem großen Findling hat sich der Legende nach ein Mädchen aus Liebeskummer einst das Leben genommen und ihr Geist soll dort heute noch Wanderern des Nachts erscheinen. Südlich davon ragt der mächtige, 1537 m hohe Lpakte wie ein Riegel in das Tal hinein, unterhalb seines Fußes ist das Rapadalen von einem fast undurchdringlichen Dschungel bewachsen. Daher entfernt sich unsere Route nun vom Rapadalen und führt 300 Höhenmeter steil hinauf zum Snavvajaure durch das Snavvavagge.
Zunächst geht es leicht bergab durch hohes Weidengestrüpp, dann unterquert man eine fast senkrechte Felswand und steigt über Geröllfelder hinauf. Der Pfad ist zunehmend anstrengend zu begehen. Er führt weiter über Gestrüpp und große Felsblöcke und an Felsabbrüchen vorbei sehr steil bergauf schräg über den unwegsamen Steilhang des östlich liegenden Pielatjåkkå. Bevor man die Passhöhe erreicht, kommt der schwierigste Teil des Aufstiegs. Hier geht es extrem steil nach oben und wir müssen stellenweise unsere Hände zur Hilfe nehmen, um uns an Felsen oder Gestrüpp festzuhalten oder hochzuziehen.
Hat man auch diesen steilsten Teil geschafft, erreicht man die Talkante und nun liegt das Rapadalen tief unter uns. Weit kann der Blick unsere Wanderroute der letzten Tage zurückverfolgen, ein guter Platz zum Durchschnaufen.
Insgesamt erfordert die Passage viel Kondition. Besonders bei Regen ist dieser Teil des Weges sehr unangenehm zu begehen, dann wird der Pfad ziemlich glitschig. Doch wer einigermaßen trittsicher und konzentriert geht, sollte keine ernsthaften Schwierigkeiten haben, es ist jedenfalls keine alpine Kletterstelle. Für nicht Schwindelfreie dürfte die Begehung in Gegenrichtung bergab deutlich unangenehmer sein.
Je nach Wetterlage kann eine Übernachtung vor dem Aufstieg nördlich vom Spökestenen sinnvoll sein. Auch wenn man bereits relativ erschöpft ist, sollte man sich den kraftraubenden Aufstieg für den nächsten Tag aufheben. Im weiteren Verlauf durch das Snavvavagge ist der Pfad mit Steinmännchen gekennzeichnet, eine gute Hilfe bei schlechter Sicht. Wir erreichen den See Snavvajaure, dessen nördlichem Ufer wir folgen. Hier kann man sein Zelt aufschlagen, ehe es wieder steil hinunter ins Rapadalen geht.