Diese Tourenbeschreibung richtet sich an Auto-Reisende mit PKW oder Wohnmobil und Rad-Tourenfahrer.
Wir beschreiben auf dieser Seite eine 114 Kilometer lange Tour von Þórshöfn nach Kópasker. Sie ist Teil unserer Beschreibung einer mehrtägigen Tour von Egilsstaðir entlang der isländischen Nordküste nach Akureyri. Eine Übersicht zu allen Abschnitten der Strecke ist am Beginn dieser Seite dargestellt.
Þórshöfn liegt am inneren östlichen Ende des weiten Þistilfjörður. Im Osten wird der Fjord von der langen, schmalen Halbinsel Langanes und im Westen von der riesigen flachen Ebene Melrakkasletta begrenzt.
Ab Þórshöfn folgen wir 27 Kilometer dem südlichen Ende des Þistilfjörður auf der bis Kópasker durchgehend geteerten Straße 85.
Die gesamte vor uns liegende Strecke ist sehr einsam, es herrscht praktisch kein Verkehr und gibt nur sehr wenige Orte.
Nach 28 Kilometern zweigt am westlichen Rand des Þistilfjörður eine unscheinbare Piste zur Halbinsel Rauðanes ab. Hier bietet sich die Möglichkeit für eine Wanderung zu einer interessanten Steilküste mit sehr fotogenen Basalformationen und Vogelbeobachtung (Fernglas mitnehmen!).
Ihr könnt entweder eine zweieinhalbstündige Rundwanderung von 8 Kilometern Länge unternehmen oder vom nördlichsten Punkt bei der Papageientaucher-Kolonie wieder umkehren und damit den Rückweg über die Piste vermeiden.
Von der 85 sind etwa zwei Kilometer über die Piste bis zu einem Besucherparkplatz zu fahren. Hier gibt es Tische, Bänke und eine Infotafel.
Ab dem Parkplatz folgt ihr auf einem Pfad Markierungspflöcken durch eine buckelige Wiese zum Meer. An der Felsküste geht es über eine kurze Holztreppe hinunter zum Wasser, wo sich ein schöner Blick in Richtung Süden über die hohe Steilküste bietet. Der gut begehbare Pfad folgt nun der Küstenlinie mit einer kontinuierlich ansteigenden Dramaturgie.
Die Formen der am und im Meer liegenden Basaltfelsen werden immer phantastischer. In das Gestein hat das Meer eindrucksvolle Höhlen, Löcher und Torbögen gespült. Zahlreiche Seevögel nisten an und auf den Klippen. An einer Stelle könnt ihr über einen Felsbogen gehen. Landseitig ist die durch das Meer gegrabene Höhle bereits zu einem kreisrunden Trichter eingestürzt. In den fast senkrechten Wänden des Trichters nisten Möwen.
An der nördlichen Spitze von Rauðanes steht in nur wenigen Metern Abstand von der Küstenlinie der Basaltpfeiler Stakkar, eine klassische "Hochhaussiedlung" für unzählige Vögel. Das grasbewachsene Obergeschoss gehört den Papageientauchern, die hier ihre Bruthöhlen gegraben haben. In den unteren Etagen wohnen verschiedene Mövenarten.
Wir sind von hier den selben Weg wieder zurück gegangen und haben die sehr schöne Steilküste so ein zweites Mal aus entgegengesetzter Perspektive genossen, was absolut lohnend ist.
Nordwestlich von Rauðanes schließt sich das steile Viðarfjall an. Die 85 umgeht dieses Gebirge auf seiner Westseite im Landesinneren. Bis auf 176 Meter über Meeresniveau steigt die Straße hier auf einer Distanz von 8,5 Kilometern mit einer Steigung von nicht mehr als 6 bis 7% an.
Ungefähr auf 176 Metern Höhe zweigt rechts der Hálsavegur (Straße 875) ab. Nun bieten sich drei Streckenvarianten zur Weiterfahrt nach Kópasker an mit folgenden Entfernungen für die Gesamtstrecke von Þórshöfn bis zur Kreuzung der Straßen 85 und 870 südlich von Kópasker:
Wir empfehlen und beschreiben nachfolgend die beeindruckend einsame 125-km-Strecke über die 875 und 870, die zudem auch zwei Ausflüge bietet.
Der nicht geteerte Hálsavegur fällt auf den ersten 3 Kilometern um 176 Höhenmeter bis auf Meeresniveau ab. In einem weiten Tal liegen rechts der Piste die zwei großen Bauernhöfe Borgir und Kollavik. Sofort steigt die total einsame Wellblechpiste an einigen Seen vorbei durch ein Tal während 4 Kilometern wieder um 135 Meter mit teils 8 bis 15% an. Nach dem Anstieg verlieren wir wieder 70 Höhenmeter und steigen sie auch sofort wieder mit 8% an.
Für Touren-Radfahrer ist dieser Abschnitt durchaus fordernd. Nun geht es endlich abschließend während 3 Kilometern hinunter auf Meereshöhe, die wir ungefähr bei der Einmündung des Hálsavegur in die von der 85 kommende 874 erreichen. In leichtem Auf und Ab fahren wir über die geteerte 874 nach Raufarhöfn.
Raufarhöfn bietet wie alle übrigen Orte hier an der Nordküste einen Fischerhafen und eine Fischfabrik und verfügt zudem über ein kleines Übernachtungsangebot sowie ein kleines Lebensmittelgeschäft (siehe Streckenübersicht).
Weiter geht es ab Raufarhöfn auf der 870 nach Norden. Wir fahren durch die flache, von Seen gesprenkelte einsame Melrakkaslétta. Hier soll es viele Polarfüchse geben, die der unendlich weiten, windgepeitschten Ebene ihren Namen gaben. Im Winter soll es sogar manchmal vorkommen, dass ein Eisbär von Grönland mit einer Eisscholle hier an Land gespült wird. Uns begegnen auf unserer Fahrt nur unzählige Vögeln, denn auf der zwischen Raufarhöfn und Kópasker durchgehend ungeteerten Straße sind kaum Autos und nur wenige Touristen unterwegs. Zu groß sind die Entfernungen von den großen Sehenswürdigkeiten nahe der Ringstraße bis hierher für Besucher mit wenig Zeit im Reisegepäck.
Einige meist verlassene Bauernhöfe verteilen sich anfangs noch entlang der Piste. Dann erreichen wir 11 Kilometer nach Raufarhöfn Hraunhafnartangi, den nördlichsten Punkt Islands.
Von einer winzigen Parkbucht an der Straße führt ein Fußweg zu einem hohen, weithin sichtbaren Leuchtturm an der Spitze einer breiten Halbinsel. Eine halbe Stunde lauft ihr entlang der Küste über einen mit großen Steinen belegten Weg zum Turm. Neben Unmengen fotogenem Treibholz verunzieren leider auch angespülte riesige Fischernetze aus Kunststoff den Strand und den Weg. Zahlreiche Vögel nisten in den Wiesen abseits des steinigen Strandes.
Vom Leuchtturm an der Spitze der Halbinsel ist der Polarkreis nur noch 3 Kilometer entfernt. Landschaftliche Besonderheiten gibt es nicht: nur Steine, brettflache Wiese und das Meer und ein immerfort blasender Wind sowie das Gefühl, dem Polarkreis sehr nahe gekommen zu sein.
Die Straße wendet sich nun nach Westen. Während unserer Befahrung präsentierte sich die 870 als üble Wellblechpiste. Nicht selten verläuft die Straße unmittelbar zwischen dem rechts liegenden Meer und links liegenden Seen auf einem kleinen Damm. Hin und wieder passieren wir einsame Schaffarmen. Die Landschaft bleibt völlig eben, wir fahren weiter durch die Melrakkaslétta.
24 Kilometer nach Hraunhafnartangi zweigt rechts von unserer Fahrbahn eine Piste zum Meer ab. Auf der gut befahrbaren welligen Strecke geht es 7 Kilometer zum Hof Núpskatla. Er liegt unmittelbar am Meer inmitten eines großen Brutgebietes der Küstenseeschwalben. Kurz vor dem Hof quert die Piste eine riesige, eingezäunte Wiese, in der unzählige Seeschwalben nisten. Die jungen Küken sitzen auch gerne auf der Fahrbahn, Schilder ermahnen zum Fahren mit Schrittgeschwindigkeit!
Beim Hof erwartet euch ein kleiner Parkplatz mit einem Wegweiser zur Steilküste. Zum Vogelfelsen Karl sind etwa 30 Minuten zu gehen. Zur Brutzeit ist diese Wanderung sehr lohnend (Fernglas mitnehmen). Zunächst geht es über einen Damm aus großen Steinen, rechts das Meer, links ein See, dann durch Wiesen aufwärts zu einem Leuchtturm. Rechts vom Leuchtturm erheben sich zwei Basalttürme senkrecht aus dem Meer.
Wir stehen oben am Rand der Steilküste und blicken hinunter auf die beiden etwas niedrigeren vorgelagerten Felstürme. Der rechte ist oben auf der ziemlich ebenen Fläche weiß vor Basstölpel. Es ist ein ständiges An- und Wegfliegen. Die steilen Felswände wirken von den weißen Exkrementen der Vögel wie angestrichen. Auf dem zweiten Felsen sind merkwürdigerweise nur ganz wenige Vögel zu sehen.
In der Nähe gibt es noch kaum erkennbare Überreste des Vulkans Rauðinupur, die allerdings nur noch für Fachleute interessant sind.
Zurück zur Piste 870 erreichen wir nach nur 5 Kilometern die Westküste der Melrakkaslétta. Die Straße umgeht landseitig das 294 Meter hohe Stofufjall und steigt zu diesem Zweck von Meereshöhe um 60 Meter an. Wenig später erreichen wir am Meer den kleinen, unscheinbaren Ort Kópasker.
Über Campingplätze und Einkaufsmöglichkeiten entlang dieser Etappe informiert die Streckenübersicht.