In Toblach verlässt der Radweg München-Venedig das beschauliche Pustertal, schwenkt nach Süden und steigt durch das Höhlensteintal (Val di Landoro) an. Das Höhlensteintal führt ins mitten in die Dolomiten hinein, westlich des Tales erstrecken sich die Pragser Dolomiten und östlich die Sextner Dolomiten. Dies ist unzweifelhaft der landschaftlich und wegetechnisch schönste Abschnitt des gesamten Radweges München-Venedig. Wir kurbeln während der gesamten Etappe meistens abseits der Straßen mitten durch die beeindruckende Bergwelt der Dolomiten.
Wir fahren von Toblach bis Pieve di Cadore auf einer ehemaligen Bahnstrecke, die der "Lange Weg der Dolomiten" genannt wird und von Toblach nach Calalzo di Cadore geht. Calalzo di Cadore liegt etwa zwei Kilometer nördlich von Pieve di Cadore. Es handelt sich um die während des Ersten Weltkrieges erbaute Dolomitenbahn, deren Betrieb 1964 eingestellt wurde. Zehn Tunnel, die längeren sind sogar beleuchtet, erwarten uns auf der 61 Kilometer langen Strecke. Kurz vor dem Ende der Strecke in Calalzo di Cadore verlassen wir in Pieve di Cadore den "Langen Weg der Dolomiten".
Bedingt durch die Bahnstrecke beträgt die Steigung in der Regel nur 3 bis 4%. Nur dort, wo die ehemalige Trasse an Straßen- oder Flußquerungen unterbrochen ist, kann die Steigung für wenige Meter mal deutlich stärker ausfallen. Von Toblach bis etwa 3 Kilometer hinter Cortina d'Ampezzo ist der Weg nun auf einer Distanz von 29 Kilometern nicht geteert, aber von sehr gutem, meist feinem Kiesbelag. Wir steigen zunächst 330 Höhenmeter bis zum Pass Cimabanche (Im Gemärk) auf 1545 Meter über dem Meeresspiegel an. Das Tal wird immer enger und der nackte Fels der Dolomitenwände wird mehr und mehr sichtbar.
Sehr schön liegt der Toblacher See in die steile Bergwelt eingebettet unmittelbar am Radweg. Nun sind es noch neun Kilometer bis zum Dürrensee. Beim Dürrensee zweigt nach Osten das Rienztal mit den berühmten Bergmassiv "Drei Zinnen" ab. Nun entfernt sich der Radweg zusehends von der Straße und steigt weiter bis zum Pass Cimabanche an.
Ab der Passhöhe Cimabanche rollen wir 45 Kilometer sehr schön auf dem Bahnradweg mit bis zu 4% abwärts bis Pieve di Cadore. Nur dort, wo die ehemalige Bahntrasse unterbrochen ist, kann es mal kurz bergan gehen. Besonders schön ist der nach Westen führende Abschnitt zwischen der Passhöhe und Cortina. Das Tal wird ganz eng, tief unten im Tal sieht man den Rio Felizon. Mehrere Brücken wechseln von einer zur anderen Talseite und es gibt einige Tunnel, die längeren sind sogar beleuchtet.
Nach einem Schwenk nach Süden wird das Tal wieder breiter. Über den "Langen Weg der Dolomiten" rollen wir weiter kontinuierlich abwärts bis nach Cortina, die Straße liegt weit unterhalb des Weges auf der Talsohle. Wir durchqueren Cortina, wenige Kilometer hinter Cortina ist der Bahnradweg bis zu seinem Ende geteert. Auch auf diesem Abschnitt gibt es einige Tunnel, der Radweg ist nun etwas näher an der Straße, meistens sieht man sie nicht, hört sie aber ganz gut. In Pieve die Cadore endet der Bahnradweg.
Für die Region Pustertal und den Pass Cimabanche wird ein Bike-Shuttle angeboten. Zwischen Pustertal und Cortina d'Ampezzo fährt der Cortina-Express mit Fahrradtransport im Linienverkehr. Wir empfehlen, den Shuttle-Service nur im Notfall zu nutzen und sich die wunderbare Radstrecke über den Bahnradweg "Langer Weg der Dolomiten" nicht entgehen zu lassen.
In der Abbildung oben ist das Höhenprofil für die Radtour von Toblach nach Pieve di Cadore dargestellt. Auf den ersten 16 Kilometern von Toblach bis zur Passhöhe Cimabanche steigt der Weg 330 Höhenmeter an und auf den folgenden 45 Kilometern rollen wir 700 Höhenmeter abwärts. Schön ist, dass es auf dieser Distanz fast keine Anstiege gibt. Während der Anstieg von Toblach zur Passhöhe eine durchschnittlichen Steigung von 2% aufweist, sind es abwärts vom Cimabanche nach Pieve di Cadore nur noch durchschnittlich 1,5% Gefälle. In Gegenrichtung ist diese Etappe mithin etwas einfacher zu fahren. (Nächste Seite )