Mit dieser Etappe liegen leider ab Taupo 60 Kilometer über den SH1 vor uns. Wegen des regen Verkehrs macht dieser Abschnitt nicht soviel Spaß. In Turangi sollte die letzte gute Einkaufsmöglichkeit vor dem Tongariro Nationalpark genutzt werden. Nach Verlassen des Highways 1 rollen wir fast ohne Verkehr auf dem landschaftlich sehr schönen SH46, es beginnt hier ein Anstieg um 760 Höhenmeter. Langsam wird die Landschaft alpin und die bis zu 2800 Meter hohen Vulkane im Tongariro Nationalpark treten immer mehr in den Vordergrund. Höhepunkt der Etappe ist schließlich das Tongariro Alpine Crossing, Neuseelands berühmtester "One-Day-Hike" und ein absolutes Highlight für alle Wanderfreunde.
In Taupo kurbeln wir entlang des Ufers des Lake Taupo durch ein Spalier aus Motels in südlicher Richtung zum SH1. Der breit ausgebaute SH1 (überwiegend mit ausreichendem Seitenstreifen) bleibt bis Waitahanui am Seeufer und entfernt sich südlich des Ortes vom See. Es geht 140 Höhenmeter mit bis zu 7% über eine Distanz von sieben Kilometern durch Nutzwald aufwärts. Nach vier Kilometern reduziert sich die Steigung auf 1%, bis die Straße nach Westen schwenkt und wir wieder genüsslich mit 7% hinab zum Lake Taupo rollen. Am See liegt die Urlaubssiedlung Hatepe rechts der Straße. Hier lohnt ein Abstecher durch die kleine Häuseransammlung zum Seeufer, wo man auf einer Bank mit Tisch am Strand abseits des Highways in Ruhe pausieren und auch ein erfrischendes Bad nehmen kann.
Im Weiteren folgt die Straße sehr schön dem Seeufer. Teilweise steigen auf der Landseite Felsen steil auf, der SH1 ist jedoch entlang des Lake Taupo angenehm eben, nur an einer Felsnase gibt es einen kurzen Anstieg. Hier ist allerdings die Straße auch eng (ohne Seitenstreifen) und unübersichtlich, was bei höherem Verkehrsaufkommen unangenehm sein kann. Es gibt eben immer wieder Autofahrer, die glauben, auch in den zahlreichen Kurven überholen zu müssen. Einige Rastplätze mit Tischen und Bänken können unterwegs für eine Rast genutzt werden.
Wir fahren durch drei kleine Siedlungen, dann wendet sich der Highway vom Seeufer ab und wir rollen weiter völlig eben bis nach Turangi.
In Turangi werden Shuttle Services zum Tongariro Alpine Crossing (siehe weiter unten) angeboten. Wer sich den Aufstieg zum Whakapapa Village sparen möchte, kann also auch ab Turangi einen Shuttle Bus zu dem bekannten Wanderweg nehmen.
Whakapapa Village liegt 760 Meter höher als Turangi. Auf den folgenden Kilometern heißt es mithin, ordentlich aufwärts zu kurbeln. Unsere Route ist so gewählt, dass es überwiegend gemäßigt und kontinuierlich aufwärts geht.
Wir bleiben ab Turangi noch für zehn Kilometer auf dem SH1 und biegen dann in den deutlich verkehrsärmeren SH46 ein. Über die Kombination von SH41 und SH47 ab Turangi wäre die Strecke zum Whakapapa Village kürzer, jedoch auch bergiger. Außerdem bietet sich vom SH46 ein besserer Blick auf die Berge des Tongariro Nationalparks.
Auf dem SH46 gibt es praktisch keinen Verkehr, die Fahrt gestaltet sich daher sehr angenehm, zudem geht es überwiegend durch Wald. Die Straße steigt allmählich an, die Steigungen liegen meistens bei 5% und erreichen maximal 7%. Bis zum See Rotoaira bleibt der Anstieg sogar unter 5%, dann fordern zwei stärkere Steigungen mit 7%. Auf dem letzten Drittel des SH46 passieren wir eine geschotterte Stichstraße zum nördlichen Ende des Tongariro Alpine Crossing. Gegenüber der Einmündung liegt ein bewachter Parkplatz.
Recht schnell ist der SH47 erreicht, zu dem wir 70 Höhenmeter hinunter rollen. Wir biegen nach links in den SH47 ein. Nach wenigen hundert Metern liegt linker Hand der Tongariro Holiday Park (siehe Streckenübesicht). Von dort werden ebenfalls Shuttle Services zum Tongariro Alpine Crossing angeboten.
Auf dem SH47 herrscht ein wenig mehr Verkehr als auf dem SH46. Die Anstiege erreichen auch hier nicht mehr als 7%. Zwischendurch geht es einige Male wieder abwärts und die mühsam gewonnenen Höhenmeter werden wieder vernichtet. Insgesamt läßt sich die gesamte Strecke angenehm fahren, solange Wind und Wetter mitspielen.
Wir radeln quasi von zwei Seiten um den Tongariro Nationalpark herum. Drei in einer nordsüdlichen Kette angeordnete Vulkane bilden das Herzstück des Parks. Ganz im Norden liegt der 1967 Meter hohe Tongariro und etwas südlich der 2287 Meter hohe Mount Ngauruhoe. Zwischen den beiden Bergen führt der Tongariro Alpine Crossing hindurch. Beide Vulkane sind im Sommer schneefrei. Etliche Kilometer weiter südlich liegt der 2797 Meter hohe, von Schnee bedeckte Mount Ruapehu, an dessen nordwestlicher Flanke sich das Whakapapa Village schmiegt. Die Gipfel bilden eine herrliche Kulisse vor dem trockenen Buschland und den weiträumigen Ginsterflächen, die im Frühjahr leuchtend gelb blühen.
Zum Feriendorf Whakapapa Village müssen wir den SH47 verlassen und in den SH48 einbiegen. Diese Stichstraße erreicht nach sieben Kilometern das Village. Leider sind auf dieser Strecke noch 300 Höhenmeter zu kurbeln. Nach den vielen schon geleisteten Aufstiegen gestalten sich diese letzten Meter dann doch etwas mühsam und wir sind froh, das riesige Gebäude des Hotels Chateau Tongariro zu sehen, das am Eingang zum Village liegt. Bei der klaren Luft hier oben sind es nach der ersten Sichtung des Chateaus noch drei Kilometer, bis das teure Hotel erreicht ist. Kurz hinter dem Backsteingebäude der 100 Jahre alten Luxusherberge liegen die i-Site bzw. das Visitorcenter und auf der anderen Seite der Whakapapa Holiday Park (siehe Streckenübesicht).
Der recht große, komfortable Whakapapa Holiday Park wird vom DoC betrieben. Im Angebot sind einige wenige Stellplätze für Zelte, zahlreiche Stellplätze für Wohnmobile und Hütten sowie warme Duschen und eine sehr große, komfortable Küche mit Aufenthaltsraum.Es gibt außerdem sogar einen Raum zum Wäschetrocknen. In der Rezeption werden Lebensmittel verkauft. Es ist kein Supermarkt, aber immerhin werden die wichtigsten Grundnahrungsmittel wie Nudeln, gefrorene Brote, Milch etc. angeboten. Es ist also nicht nötig, einen großen Lebensmittelvorrat in Turangi einzukaufen und mitzuschleppen.
Whakapapa Village ist eine reine Touristensiedlung. Mit Ausnahme der Unterkünfte für das Personal der Hotels gibt es keine Wohnhäuser und auch keine Geschäfte. Der Ort liegt auf auf 1.160 m Höhe, es kann also auch im Sommer recht frisch werden, vor allem auch nachts.
Es bietet sich an, hier ein paar Tage zu bleiben und das Gebiet des Nationalparks zu Fuß zu erkunden. Schöne Halbtagestouren sind eine Wanderung zu den Taranaki-Wasserfällen oder zu den Silica Rapids. Informationen über die zahlreichen herrlichen Wandermöglichkeiten im Tongariro Nationalpark sind im Visitor Center oder der Rezeption des Campingplatzes erhältlich.
Bei gutem Wetter ist der Tongariro Alpine Crossing quasi eine Pflichtveranstaltung, immerhin wird er als eine der schönsten Tageswanderungen der Welt gehandelt. Der Weg führt durch alle alpinen Vegetationszonen und durch spektakuläre vulkanische Landschaften mit unglaublichen Ausblicken.
Vom Whakapapa Village wird ein Bustransfer zum Beginn des Wanderweges inklusive Abholung am Endpunkt am SH46 angeboten. Der Shuttle Service kann direkt im Whakapapa Holiday Park gebucht werden, von dort fahren auch die Busse ab. Es wird empfohlen, von Osten nach Westen zu wandern. Alle Shuttle Busse fahren morgens den Startpunkt südlich des SH47 in der Nähe des Pukeonake an. Vorteil dieses Ausgangsortes ist die Starthöhe von 1100 Metern, der Endpunkt der Wanderung liegt auf knapp unter 700 Metern. Am Red Crater ist zu dem der Anstieg von Westen nicht so steil wie in umgekehrter Richtung. Wichtigster Pluspunkt ist aber die Dramaturgie der Tour. Von Osten kommend bietet sich nach dem letzten großen Anstieg des Red Crater das berühmte Bild auf die tief unten liegenden smaragdgrünen Emerald Lakes, bei dem wohl jedem Wanderer ein ehrfürchtiges "Wow" entfährt.
Für den 19,4 Kilometern langen Alpine Crossing ist eine Gehzeit von ca. 7 Stunden zzgl. Pausen zu veranschlagen. Die Landschaft muss man an jedem Tag allerdings mit 1000 bis 2000 Wanderern teilen. Ganze Menschenketten ziehen sich über den Weg und bieten eigene, interessante Fotomotive.
Lohnend ist unseres Erachtens die nicht unanstrengende Wanderung nur bei Sonnenschein. Nur dann entfalten die Seen und auch der Red Crater ihre Wirkung richtig. Für den Weg ist festes Schuhwerk unbedingt zu empfehlen. Wir sind mit Mountainbikeschuhen gelaufen, allerdings waren unsere Shimano Schuhe mit einer gut profilierten Vibramsohle ausgestattet. Unbedingt gehören auch ausreichend Trinkwasser, wind- und regendichte Jacke, Pullover sowie eine Kopfbedeckung ins Gepäck. Auch bei Sonnenschein muss man im alpinen Gelände mit plötzlichen Wetterumschwüngen und Temperaturstürzen rechnen.
Entfernungen und Gehzeiten auf dem Tongariro Crossing:
Am Bus dropp off im Westen beginnt die Wanderung, hier gibt es Toiletten und man kann letztmals Trinkwasser auffüllen. Durch fast ebenes Gelände der Tussock-Grassteppe steigen wir langsam höher, der Weg ist fast durchgängig bis 1,50 Meter breit ausgebaut und überwiegend sogar gekiest.
Je höher wir steigen, desto spärlicher wird die Vegetation. Schließlich erreichen wir ein großes Lavafeld mit bizarren, schwarzen Felsformationen. Nach dem kleinen Wasserfall Soda Springs, der fünf Gehminuten abseits des Weges liegt (am Abzweig gibt es Toiletten), steigt der Weg steil an. Dieser erste Anstieg um über 350 Höhenmeter ist sehr gut mit vielen Treppenstufen ausgebaut.
Nach Bewältigen dieser Höhendifferenz wird der Weg wieder fast eben und ist sehr einfach zu laufen. Wir gehen über die weite Fläche des South Crater, die in großem Abstand von Felsen begrenzt wird, eine wahre Mondlandschaft aus gelben Sand und schwarzen Lavablöcken. Südwestlich steigt die Flanke zum 2287 Meter hohen Mt Ngauruhoe an. Wer genügend Kondition, Zeit und auch die richtige Ausrüstung hat, kann bei geeignetem Wetter den sehr steilen dreistündigen Abstecher zum Gipfel unternehmen. Allerdings ist das Ganze nicht ungefährlich wegen der hohen Steinschlaggefahr und des instabilen Untergrunds.
Am Rand des South Crater steigt auch unser Weg sehr steil an und verläuft am Rande des rechts des Pfades liegenden Red Crater. Der Weg reduziert sich am Red Crater auf einen steilen, etwas ausgesetzten Pfad, der beschwerlicher zu gehen ist. Eventuell muss man die Hände zur Hilfe nehmen, an einer Stelle hängt sogar eine Kette, um sich leichter hochziehen zu können. Rechts des Pfades liegt unter uns der Red Crater. Seine Wände werden teilweise aus roten und teilweise aus scharzen Gesteinen gebildert, Schwefeldämpfe steigen auf. Bizarre Felsformationen begrenzen den östlichen Rand des Kraters. Hier oben pfeift oft ein eisiger, starker Wind.
Nach diesem letzten steilen Anstieg auf mit 1900 Metern höchsten Punkt der Tour fällt der Blick auf drei tief unten am weiteren Verlauf des Weges liegenden Seen, die Emerald Lakes. Eine zu Recht weltberühmte Aussicht und atemberaubend schön. Besonders hervor sticht der größte der drei Seen. Bei Sonnenlicht leuchtet er in wunderbaren grünblauen Farbtönen. Über einen äußerst steilen, rutschigen Weg steigen bzw. rutschen wir durch tiefen Sand zu den Emerald Lakes hinunter. Hier ist gutes Schuhwerk besonders wichtig. Bei den Seen tritt an einigen Stellen heißer Dampf aus der Erde aus, man fühlt die Erdwärme stellenweise durch die Schuhsohlen. Am Ufer der Seen bieten sich gute Stellen für die Mittagsrast.Weiter geht es zunächst ganz flach über den Central Crater, bevor der letzte Anstieg ansteht. Etwa 80 Höhenmeter müssen wir recht einfach zum Blue Lake hinauf. Der große See liegt rechts der Wanderroute.
Nach dem Blue Lake beginnt der lange Abstieg zum Ketehai Car Park. Durch ein Tal steigt der wieder sehr gut gehbare und mit feinem Kies belegte Weg auf der Ostseite der Bergformation ab. Anfangs ist der Weg gerade entlang eines Hanges geführt und steigt dann in weiten Serpentinen zur Ketehai Hut ab. Dort gibt es Toiletten und Trinkwasser. Die Hütte ist verschlossen. Weiter geht es durch zunehmend dichter werdendes Buschwerk und schließlich durch schönen Wald zum Parkplatz. Am Ketehai Car Park fahren die Shuttle Busse zur Rückholung der Wanderer an. Er liegt ungefähr einen Kilometer vom SH46 entfernt. Am SH46 gibt es auch einen bewachten, gebührenpflichtigen Parkplatz für Wanderer mit eigenem Fahrzeug.
Über den Tongariro Alpine Crossing hinaus können ab Whakapapa Village aus einer Fülle von weiteren Rundwanderwegen sowie eintägigen und mehrtägigen Ausflügen gewählt werden.
Unterkünfte entlang der Route sind in der Streckenübersicht beschrieben.