Diese Tourenbeschreibung richtet sich an Auto-Reisende mit PKW oder Wohnmobil und Rad-Tourenfahrer.
Wir beschreiben auf dieser Seite eine 135 Kilometer lange Tour von Isafjörður nach Bildudalur. Sie ist Teil unserer Beschreibung einer Umrundung der Westfjorde Islands. Eine Übersicht zu allen Abschnitten zur Strecke ist am Beginn dieser Seite dargestellt.
Wir starten diese Tour in Isafjörður und durchqueren auf der Straße 60 den Westen der Westfjorde Islands. Während der vorhergehenden Etappe mussten auf der Straße 61 von Heydalur nach Isafjörður die nach Norden ausgerichteten Fjorde umrundet werden.
Dies ändert sich nun, die Straße 61 berührt nur noch den inneren Bereich der hier nach Westen ausgerichteten Fjorde. Zwischen den Fjorden steigt die Straße auf Höhen zwischen 270 und 500 Metern steil an, eine Herausforderung für Radtouren-Fahrer.
Um auch im Winter die Verbindungen zwischen den Orten offen zu halten, werden immer mehr Tunnel gebaut. Sie verbinden die Fjorde direkt miteinander und befreien den Verkehr von den im Winter schneereichen Höhen. Zudem können die Westfjorde mit Hilfe der Tunnel auch immer schneller befahren werden, was vermutlich auch zunehmend mehr Touristen anziehen wird. Anstatt nur durch die Tunnel zu rasen, empfehlen wir im Rahmen einer Rundfahrt auch die eine oder andere alternative Pass-Straße zu benutzen.
Die Pässe auf dieser Strecke gestalten diesen Tourenabschnitt durch die Westfjorde für Radfahrer sehr anstrengend.
Viele Orte liegen abseits der Hauptstraße im mittleren Bereich der Fjorde und sind nur über Stichstraßen erreichbar. Meistens gibt es dort einen einfachen Campingplatz und ein kleines Lebensmittelgeschäft, das den Grundbedarf abdeckt.
Von Isafjörður fahren wir auf der 61 drei Kilometer zurück bis zum Abzweig der 60. 130 Höhenmeter steigt die 60 nun - für Touren-Radfahrer gut spürbar - durch das Tungudalur bis zur Tunnelröhre Vestfjarðagöng an.
Ein 6 Kilometer langer Tunnel unterquert nun die über 600 Meter hohe Breiðadalsheiði. Der Vestfjarðagöng wartet mit einer Besonderheit auf. Nach 2103 Metern auf zweispuriger Strecke gabelt sich mitten im Berg die Straße. Nach Suðureyri am Súgandafjörður zweigt die 65 ab, während die Hauptstraße mit der Nummer 60 noch 4150 Meter weiter geradeaus durch den Tunnel führt. Beide Tunnelröhren sind ab der Kreuzung nur noch einspurig. Ausweichbuchten erfordern vorausschauendes Fahren, um rechtzeitig dem spärlichen Gegenverkehr auszuweichen.
Wer den Abstecher nach Suðureyri unternimmt, fährt zunächst 2907 Meter leicht abwärts durch die abzweigende Tunnelröhre ins Botnsdalur. Am Ende der Röhre geht es 140 Höhenmeter steil hinunter zum Súgandafjörður und an diesem entlang bis zur Ortschaft am äusseren Ende des Fjords. Suðureyri hat allerdings nicht viel zu bieten, immerhin gibt es einige Gästehäuser. Die Rückfahrt entlang des Súgandafjörður ist mit dem Blick auf die Berge sehr schön. Für Radfahrer erscheint uns dieser Abstecher angesichts der zu kurbelnden Höhendifferenz nicht zu lohnen.
Vom südlichen Tunnelausgang der Straße 60 rollen wir 160 Höhenmeter auf einer Distanz von 3 Kilometern hinunter zum inneren Ende des Örnundarfjörður mit beeindruckender Bergkulisse.
Am Ufer des Fjords zweigt die Straße 64 zum einen Abstecher lohnenden Ort Flateyri ab. Sieben Kilometer sind auf recht ebener, asphaltierter Strecke bis Flateyri zu fahren. Der Ort liegt auf einer ebenen Landzunge im Örnundarfjörður mit über 650 Meter hoch steil aufragenden Bergen. Ein Lawinenunglück im Jahr 1995 mit zahlreichen Toten war der Beweggrund für die großen Lawinenschutzwände am Hang. Flateyri bietet einen Fischerhafen und entlang der Hafenstraße historische Häuser. Einige Cafés, Restaurants und Kunsthandwerk sollen Touristen anziehen. (Infrastruktur siehe Streckenübersicht).
Die 60 kürzt den innersten Zipfel des Örnundarfjörður auf einer Brücke ab. Auf der anderen Seite des Fjords beginnt der Anstieg zu einem 270 Meter hohen Pass in der Gemlufallsheiði. Wir haben auf dem 5 Kilometer langen Anstieg Steigungen von 7 bis 8% gemessen. Vier Kilometer geht es auf der Südseite des Passes hinunter zum Dýrafjörður, hier sogar mit bis zu 10%.
Für 9 Kilometer folgt die 60 dem nördlichen Ufer des Dýrafjörður bis zu seinem inneren Ende. Auch hier wird der innerste 6 Kilometer lange Zipfel des Fjords wieder mit einer Brücke abgekürzt.
Seit Ende 2020 verschwindet die Straße 60 am südöstlichen Ende des Dýrafjörður im Dýrafjarðargöng, einem 5,6 Kilometer langen Tunnel hinüber zum Borgarfjörður.
Vor dem Bau des Tunnels führte die Hauptstraße 8,5 Kilometer entlang des südlichen Ufers des Dýrafjörður nach Þingeyri und von dort auf einen 552 Meter hohen Pass über die Hrafnseyrarheiði zum Arnarfjörður. Diese Strecke hat nun die Straßennummern 622 und 626. Der Pass ist im Winter nicht passierbar. Von Þingeyri bietet sich eine wunderbare Fahrt entlang der Küste über den Svalvogur an. Zum Svalvogur und zur Strecke über die Hrafnseyrarheiði siehe unsere separate Tourenbeschreibung 622.
Doch zurück zur Straße 60. Wir durchfahren den Tunnel Dýrafjarðargöng und erreichen an seinem südlichen Ausgang den Borgarfjörður und dort wieder die von der Hrafnseyrarheiði und Þingeyri kommende Straße 626. Wir umfahren den kleinen Borgarfjörður, ein Seitenarm des großen Arnarfjörður, und anschließend die kleine Bucht Dynjandisvogur. Irgendwo am Borgarfjörður geht der Teerbelag in Schotter über. Bevor die 60 zu einem 500 Meter hohen Pass ansteigt, biegen wir kurz rechts in ein Sträßchen zum nur einen Kilometer entfernten Wasserfall Dynjandis ein.
Große Parkplätze und Sanitäranlagen kündigen ein touristisches Spektakel an. Der Dynjandis ist der höchste Wasserfall der Westfjorde. Über 100 Meter fällt das Wasser auf breiter Front, um sich dann sehr fotogen in mehrere kleine Fälle zu splitten. Ein Fußweg führt aufwärts bis an den Rand des großen Falls.
Radfahrer und Wanderer können sogar bei den Sanitäranlagen auf der Wiese übernachten.
Zurück zur Straße 60 steigt sie auf den nächsten 11 Kilometern mit bis zu 10% auf 500 Meter über Meeresniveau an - eine anstrengende Passage für Touren-Radfahrer zumal die Straße weiterhin nicht geteert ist. Oben ist die Landschaft karg und rauh, es kann empfindlich kalt und windig sein.
Nach der Passhöhe senkt sich die Straße für 5 Kilometer um 200 Höhenmeter ab um dann erneut während 5 Kilometer mit bis zu 10% Steigung auf 500 Meter über dem Meeresspiegel anzusteigen.
Wir durchfahren hier die Dynjandisheiði. Auf 455 Metern Höhe verzweigt sich die Straße. Die Hauptstraße mit der Nummer 60 führt 8 Kilometer hinunter zum Vatnsfjörður.
Unsere Rundfahrt biegt jedoch rechts in die Piste 63 ein um auch den östlichen Zipfel der Westfjorde zu mitzunehmen. Wer wenig Zeit hat, spart sich diesen Umweg von 123 Kilometern und drei Pässen zwischen 369 und 500 Metern und bleibt auf der 60.
440 Höhenmeter verliert die ungeteerte 63 mit bis zu 10% Gefälle auf den nächsten 9 Kilometern. Es geht durch eine von hohen, steilen Bergen begrenzte kahle Landschaft abwärts. Nur langsam wird es mit dem Höhenverlust grüner, bis wir schließlich am kleinen Trostansfjörður Meeresniveau erreichen.
Es folgt der noch kleinere Reykjafjörður. Hier bietet sich eine schöne Abwechslung zur Fahrerei an. Nicht weit vom Fjord liegt sehr schön und einsam das frei zugängliche kleine Schwimmbecken Reykjafjarðarlaug, das durch eine heiße Quelle gespeist wird. Es gibt sogar eine Umkleidekabine.
Wir fahren weiter auf der Straße 63 entlang der Wasserkante des Reykjafjörður und des darauf folgenden Fossfjörður bis zur Ortschaft Bildudalur an der Bucht Bildudalsvogur. Die nette Ortschaft liegt am Ufer des Bildudalsvogur unterhalb steil aufragender Berge einen Kilometer abseits der 63 an der Straße 619.
Über Campingplätze und Geschäfte entlang dieser Etappe informiert die Streckenübersicht.