Diese Tourenbeschreibung richtet sich an Auto-Reisende mit PKW oder Wohnmobil und Rad-Tourenfahrer.
Wir beschreiben auf dieser Seite eine 89 Kilometer lange Tour über die Straße 35 vom Gullfoss nach Hveravellir. Sie ist Teil unserer vollständigen Beschreibung der Straße 35 von Selfoss nach Ártún an der nördlichen Ringstraße. Eine Übersicht zu allen Abschnitten unserer Tour auf der 35 ist am Beginn dieser Seite dargestellt.
Ab dem Gullfoss durchqueren wir auf der Piste 35 das isländische Hochland. Es handelt sich um die einfachste Hochlandpiste Islands. Alle Flüsse sind überbrückt, es gibt keine sandigen Passagen, die Piste ist fest gewalzt. Allerdings erfordert der aus den fehlenden Furten resultierende touristische Ansturm seinen Tribut. Wellblechmuster und viele Schlaglöcher sind die Auswirkungen des für eine Piste viel zu hohen Verkehrsaufkommens.
Für Touren-Radfahrer stellt sich die Strecke ganz anders dar als für Autofahrer. Sie haben unter Umständen mit Wind oder sogar Sturm, Regen und Kälte zu kämpfen. Und falls mit etwas Glück diese Elemente ausbleiben, wird Radlern immer der unangenehme Verkehr erhalten bleiben. Radfahrer müssen in jedem Fall vor Antritt ihrer Tour den Wetterbericht abfragen. Die beiden nahen Gletscher Langjökull und Hofsjökull erzeugen gerne lokale extreme Wettersituationen. Insbesondere können am Rand der Eisfläche des Langjökull und zwischen Lang- und Hofsjökull sehr starke Winde entstehen, von denen bereits einige Kilometer weiter kaum noch etwas zu spüren ist.
Nach Verlassen des Besucherzentrums am Gullfoss wird es endlich etwas einsamer auf der Piste 35, nun beginnt die Fahrt ins Hochland. Die 35 ist zunächst weiterhin geteert. Erst 15 Kilometer nördlich des Gullfoss endet das bequeme Fahren und die Schotterpiste beginnt. An der Brücke über die Sandå gibt es auf einer Wiese unmittelbar am Fluss und mit Abstand zur Straße sehr schöne Zeltmöglichkeiten für Radfahrer.
20 Kilometer nördlich des Gullfoss beginnt ein sehr fordernder Abschnitt für Touren-Radfahrer. Es geht zunächst 60 Höhenmeter mit bis zu 12% steil in das Flusstal der Grjóta hinunter. Anschließend steigt die 35 während acht Kilometern am Fuße des Bláfell auf 650 Meter über Meereshöhe an. Das heißt, es sind etwa 350 Höhenmeter mit bis zu kurzzeitig 16%, jedoch meistens nicht mehr als 10% zu bewältigen. Die Piste ist teilweise grobsteinig.
Nach der Passhöhe folgt auf 5 Kilometer eine Abfahrt um 225 Höhenmeter zum Ausfluss des nördlich gelegenen Gletschersees Hvitárvatn. Am Fluss Hvitá gibt es Zeltmöglichkeiten für Radfahrer.
Bis zur Brücke über die Hvitá ist die Piste in einem ganz guten Zustand, das Radfahren und Autofahren macht bei schönem Wetter trotz der Steigungen viel Spaß. Nach Überqueren der Hvitá wird die F35 schlecht: Wellblechpiste entlang des Flusses Svartá durch hügeliges Gelände. Insbesondere bei Regen seht ihr gut die Unmengen Schlaglöcher. Es gibt ein ständiges Wechselspiel von kurzen Steigungen mit nachfolgendem Gefälle. Der Zustand der Piste kann ganz gut sein, falls sie kürzlich geglättet wurde. Allerdings fahren auf der Kjölurpiste soviele Touristen, das in kurzer Zeit der Belag wieder ruiniert ist.
Nicht weit von der Kjölur liegt die bewirtschaftete Hütte Árbúðir. Hier kann man übernachten, es soll auch heiße Duschen geben. Es ist jedoch kein Camping erlaubt. Über den kurzen Abzweig zur Hütte erreicht man nach wenigen hundert Metern eine Furt durch den Fluss Svartá mit Zeltmöglichkeiten am Wasser.
Unser Tagebucheintrag für den folgenden Abschnitt auf der Kjölurpiste: "Durch den Autoverkehr hat sich auf der 35 eine üble Waschbrett-Oberfläche gebildet, teilweise ist die Piste auch sehr sandig oder mit faustgroßen, losen Steinen durchsetzt. Auf der Piste verkehren trotz ihres schlechten Zustandes neben den allgegenwärtigen Geländewagen auch normale PKW sowie Linien- und Reisebusse. Entgegenkommende Fahrzeuge erkennen wir schon auf mehrere Kilometer Entfernung anhand ihrer Staubfahnen. Fahrzeuge sollten mit dem Fahrrad auf der dem Wind zugekehrten Seite passiert werden, um nicht in ihre Staubfahnen zu geraten und völlig einzustauben. Ansonsten orientiert sich die Wahl der Straßenseite an der Größe der Schlaglöcher. Die meisten Autofahrer akzeptieren auch den Linksverkehr der Radfahrer."
Wir hatten während unserer Radtour einen sehr starken Gegenwind auf der Kjölur und erreichten selten eine Geschwindigkeit von mehr als 7 Kilometern in der Stunde. Die Piste geht andauernd rauf und runter, eigentlich mehr rauf als runter, da in dem Abschnitt von Hvitárvatn nach Heravellir von 420 auf 670 Metern über Meereshöhe zu fahren ist. Insgesamt sind auf diesem Abschnitt etwa 600 Höhenmeter zu bewältigen.
11 Kilometer vor der Passhöhe von 672 Metern über dem Meeresspiegel zweigt rechts die Hochlandpiste F347 zum Kerlingarfjöll und zum Hochtemperaturgebiet Hveradalir ab. Ein Besuch dieses Solfatarenfeldes gehört zu den Höhepunkten einer Islandreise und ist ein absolutes Muss. Kerlingarfjöll und Hveradalier und haben wir in einer separaten Tour beschrieben. Radfahrer, die es nicht mehr bis Hveravellir oder zum Kerlingarfjöll schaffen, können ganz gut an der F347 an der Brücke über den Fluss Jökulfall übernachten. Dort gibt es Wasser, einen Picknickplatz und etwas Wiese. Die Brücke liegt 7,5 Kilometer vom Abzweig der F347 von der 35 entfernt.
Zwischen Árbúðir und Hveravellir wird die Strecke durch eine eintönige Schotterwüste und durch den Blick auf den riesigen Langjökull im Westen und den 1700 Meter hohen Gletscher Hofsjökull im Süden dominiert.
Nach der Passhöhe von 672 Metern geht es leicht abwärts. Die 35 wendet sich nach Westen und bald danach ist der Abzweig der F735 nach Hveravellir erreicht.
Zu den nun noch zwei Kilometer entfernten heißen Quellen von Hveravellir verlasst ihr die Piste 35. Kurz vor Hveravellir ist ein extrem steiles Stück Piste hoch zu fahren. Mit beladenen Fahrrädern ist dieses steinige, rutschige Stück Piste kaum zu schaffen, absteigen und schieben ist angesagt.
Hveravellir ist auf der nächsten Seite beschrieben.
Über Campingplätze und Hütten entlang dieser Etappe informiert die Streckenübersicht.