Wir beschreiben auf dieser Seite einen 100 Kilometer langen Abschnitt eines Radweges durch Norwegen von Olderdalen am Lyngenfjord zum Sørstraumen am Badderfjord. Er ist Teil einer Radtour von Tromsø zum Nordkap. Eine Übersicht zu allen Seiten der Radtour ist oben am Beginn dieser Seite dargestellt.
Dieser Abschnitt ist identisch mit der norwegischen Nationalen Fahrradroute 1 (Kystruta) und dem Eurovelo 1.
Eine Karte zur Radtour ist am Ende der Seite abgebildet.
Der auf dieser Seite beschriebene Abschnitt unserer Radtour beginnt an der Fähranlegestelle in Olderdalen. Wir radeln weiter über die so weit nördlich recht wenig befahrene E6 entlang des Lyngenfjords nach Norden. Für etwa 22 Kilometer begleiten wir den Lyngenfjord. Es ist eine Genuss-Strecke - Norwegen wie aus dem Bilderbuch. Auf der anderen Seite des Fjords erstreckt sich parallel zu unserer Fahrtrichtung die 50 Kilometer lange Halbinsel Lyngen mit ihren etwa 1500 Meter hohen, von zahlreichen Gletschern bedeckten Bergen. Höchster Gipfel ist der 1833 Meter hohe Jiekkevarre.
Ständig bieten sich neue Sichten auf das äußerst steile Gebirge. Fast senkrecht fallen die Felsen in den Lyngenfjord. Lediglich auf der Westseite der Halbinsel gibt es ein schmales Sträßchen. Auf der uns zugeneigten Ostseite kapituliert eine Stichstraße von Lyngseidet nach wenigen Kilometern vor den steil abfallenden Felsen. Es gibt auch kein Ziel für eine Straße, die Natur läßt hier keinen Raum für eine Besiedlung.
Die E6 entlang des Lyngenfjords wurde früher auch Getreidegrenze genannt, weil ungefähr nördlich des Abzweiges der E8 nach Schweden kein Getreide mehr wächst.
Etwa 5,5 Kilometer nördlich von Olderdalen liegt links der E6 einen Aussichtspunkt mit Parkplatz (keine Beschilderung; Koordinaten N 69,64537° O 20,46540°). Die Stelle erhebt sich etwa 80 Meter über dem Meeresspiegel und ist zur Straße durch Buschwerk und Birken geschützt. Es ist ein prima Ort zum Zelten mit einem phantastischen Blick auf den Fjord und die Lyngenalpen. Ungefähr hundert Meter entfernt unterquert ein Bach die E6, aus dem man oberhalb der Straße gut Trinkwasser schöpfen kann.
Hinter Djupvik queren wir einen kleinen Hügel und erreichen auf der anderen Seite den Rotsund. Er zweigt östlich vom Lyngenfjord ab und trennt die Insel Uløya vom Festland.
Mit Erreichen des Rotsundes ändert sich das Landschaftsbild. Die grünen Berge auf der Insel Uløya sind nicht mehr so steil wie die Lyngenalpen und "nur" noch 1000 Meter hoch.
Hinter der Ortschaft Langslett verlassen wir den Rotsund und wechseln über einen 227 Meter hohen Pass, der uns einen ordentlichen Anstieg beschert, hinüber zum Reisafjord. Als Belohnung brausen wir zum Reisafjord über ein Gefälle von 9% hinunter und rollen bis zum Ort Sørkjosen. Inzwischen unterquert die E6 den Berg mittels des 4670 Meter langen Sørkjostunnel, der allerdings für Radfahrer und Fußgänger gesperrt ist. Die alte Pass-Straße biegt auf beiden Seiten nicht weit vor den Tunneleingängen ab.
Es folgt der relativ große Ort Storslett. Unmittelbar an der Brücke über den Fluss Reisaelva liegt die Touristeninformation. Mit wunderbaren Tischen und Bänken auf einer Wiese bietet sie sich für eine Pause geradezu an. Einkaufsmöglichkeiten gibt es sowohl in Sørkjosen als auch in Storslett.
Kurz hinter Storslett ist der Beginn der Halbinsel Reasnjarga zu queren. (70 Höhenmeter).
Auf der anderen Seite erreichen wir den Straumfjord. Wir radeln entlang des recht schmalen Fjords auf relativ ebener Strecke bis Oksfjordhamn.
Kurz vor Oksfjordhamn biegt die E6 scharf nach Osten ab zum Oksfjordvatnet.
Ohne Kehren steigt die Straße um 400 Höhenmeter mit etwa 8% Steigung kontinuierlich an. Dieser Anstieg hat es in sich. Etwas Ablenkung bieten da die Rentierherden, die auf der Hochfläche ihre Sommerweide haben und die man beim Heraufstrampeln beobachten kann.
Auf der Passhöhe aber werden wir mit einem atemberaubenden Blick über den Kvænangen-Fjord belohnt. Auf der Nordseite des Kvænangen-Fjordes sehen wir den großen Gletscher Øksfjordjøkelen.
Es folgt eine irre Abfahrt über sieben Kilometer hinunter zum Fjord. Kurz vor der Sørstraumen-Brücke zweigt nach Links zum Meer ein Fahrweg zu einem Wohnmobil-Stellplatz mit Hütten ab.
Über Unterkünfte und Links zu den Fahrplänen der Fährverbindungen informiert die Streckenübersicht.
Während dieser Etappe fordern uns zwei Anstiege (siehe Höhenprofil unten). Die erste Steigung zwischen Langslett am Rotsund und Storslett ist mit 227 Höhenmeter quasi zum Einfahren gedacht. Der zweite Pass zwischen Oksfjordhamn und Sørkjosen nimmt schon einige Kondition und Kraft in Anspruch. Auf beiden Seiten fällt der Steigungswinkel nicht unter 8%.
Gegen 19 Uhr erreichen wir von Tromsø kommend Olderdalen am Lyngenfjord. Irgendwo müssen wir nun an der E6 eine Naturzeltstelle finden, bis zum nächsten Campingplatz in Rotsund ist es uns zu weit. Die Gletscher der Lyngenalpen sind in zum Teil in dunkle Wolken gehüllt. Vielleicht gibt es noch viel Regen heute.
Wir verlassen Olderdalen und halten Ausschau nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Zu dieser Uhrzeit ist fast kein Verkehr mehr auf der E6. Da wir kein Wasser mitschleppen, sollte es einen Bach in der Nähe unseres Zeltplatzes geben und auch kein Haus in der Nachbarschaft sein - und wenn es dann noch eine schöne Aussicht gibt.... So arbeiten wir uns in der Regel abends häufig Kilometer um Kilometer voran auf der Suche nach der "perfekten" Zeltstelle.
Aber heute haben wir recht schnell Glück. Bei N 69,64537° O 20,46540° gibt es auf einer Anhöhe Fahrspuren ins Gebüsch. Es gibt hier einen unbeschilderten und unbefestigten Parkplatz, weil es auf der Anhöhe einige Felsen gibt, von denen man einen phantastischen Blick über den Fjord und auf die Gletscher der Lyngenalpen hat. Und zwischen den Büschen gibt es ein wenig Wiese für unser Zelt. In der Nähe hören wir einen Bach, der uns Wasser zum Kochen und Waschen bietet.
Am nächsten Morgen scheint sogar die Sonne auf die Lyngenalpen. Wir sitzen auf den sonnenwarmen Felsen mit einer Tasse heißen Tee und genießen die Aussicht, die klare Morgenluft und die Einsamkeit. Schöner kann kein Tag beginnen!