Wir beschreiben auf dieser Seite einen 64 Kilometer langen Abschnitt eines Radweges vom Arwa-Stausee im Norden der Slowakei nach Liptovský Mikuláš in der Liptau. Er ist Teil einer Radtour von Bratislava nach Kosice. Eine Übersicht zu allen Seiten der Radtour ist oben am Beginn dieser Seite dargestellt.
Der nachfolgend beschriebene Radweg vom Arwa-Stausee nach Liptovský Mikuláš geht durch die Schlucht Kvačianska dolina.
Unsere Radtour beginnt am südlichen Ufer des Arwa-Stausees, wo die Uferstraße 520 für ein kurzes Stück unmittelbar am See entlang führt und zum Ort Vrdošin scharf nach Süden abbiegt. Unser Radweg geht jedoch nicht nach Vrdošin, wir fahren statt dessen über die Staumauer und folgen einer schmalen Straße entlang des Seeufers nach Osten. Nach kurzer Fahrzeit entfernt sich die Straße vom See, es erwarten uns zwei spürbare Steigungen, nach jeder Steigung bringt uns eine ebenso steile Abfahrt wieder auf die Ausgangshöhe zurück. Die zweite Steigung hat 9%. Wir radeln durch Wiesen und Felder mit einem schönen Blick nach Norden über den Arwa-Stausee.
4,5 Kilometer hinter der Staumauer erreichen wir nach einer herrlichen, rasanten Abfahrt (10%) die größere Ortschaft Trstená. In Trstená biegt unser Radweg für einige hundert Meter nach rechts auf die E77 ab und anschließend scharf nach links in die 520 in Richtung polnischer Grenze.
Nun radeln wir 7,5 Kilometer durch eine von Feldern geprägte, leicht hügelige Gegend. Im Südwesten sieht man bereits die 1600 Meter hohen Berge der Westtatra. Doch zunächst fahren wir durch das nicht enden wollende Straßendorf Liesek, das unmittelbar in den Ort Ĉimhová übergeht.
Ab Trstená geht unser Radweg kontinuierlich aufwärts, schließlich radeln wir in die Ausläufer der Westlichen Tatra. In der Ortschaft Vitanová verlassen wir die 520 und biegen auf eine schmale Straße nach Süden ab. Schnell ist der Wald erreicht und es folgt ein sehr schöner Abschnitt nach Oravice. Der Ort ist geprägt durch den Tourismus. Es gibt zwei Freiluft-Thermalschwimmbäder mit 32 bis 37 Grad warmen Wasser sowie Skilifte für den Wintersport. Zusammen mit einigen Pensionen und einem Campingplatz ist das auch schon der ganze Ort. Zwei für den Autoverkehr gesperrte geteerte Wege laden zu Ausflügen mit dem Rad in die Tatra ein.
Unsere Straße macht nun einen Bogen nach Südwesten. Der Wald ist hier so dicht, dass von den umgebenden Bergen nicht viel zu sehen ist. Doch man ist dankbar für die schattenspendenden Tannen, denn es geht stetig weiter schweißtreibend bergan und zum Abschluss folgt die Kür mit einer 10%-Steigung. Anschließend können wir zur Belohnung aber 8 Kilometer bis Zuberec fast nur abwärts rollen. Drei Kilometer vor Zuberec - wir haben uns gerade so schön an das mühelose Dahingleiten ohne Treten gewöhnt - erwartet uns ein kurzer Anstieg.
Zuberec ist eines der touristischen Zentren der Westtatra. Außer einigen Hotels und Pensionen hat der Ort jedoch nichts zu bieten. Unser Radweg biegt hier nach Süden in die Straße 584 ein. Die 584 steigt anfangs leicht an, hinter einem Steinbruch wird es dann für einige hundert Meter mit 13% Steigung richtig hart.
Nach Erreichen der Passhöhe verlassen wir die 584, die weiter ansteigt, und lassen uns mit 10% Gefälle in das Dorf Huty runterrollen. Auch hinter dem malerischen Dorf geht es weiter herrlich abwärts. Wir rauschen durch ein offenes Wiesental. Irgendwann biegt ein Sträßchen scharf nach rechts ab und steil einen Berg hinauf. Wir halten uns jedoch auf dem schmalen Teerweg geradeaus weiter abwärts bis an einem Wanderparkplatz das Ende des Fahrweges erreicht ist. Nun geht es nur noch zu Fuß und mit dem Rad weiter.
Unser mit einem C gekennzeichneter Radweg ist nun nicht mehr geteert. Vor uns liegt nun die Karst-Schlucht Kvačianska dolina. In der Schlucht ist gerade Platz für den Bach Kvačianka und für den schmalen Weg. Wir fahren leicht abwärts immer tiefer in die Schlucht hinein.
Etwa 1000 Meter hinter dem Parkplatz und Eingang in die Schlucht verzweigt sich der Weg kaum merkbar. Ein Weg folgt weiter dem Bachlauf mit einigen extrem steilen Anstiegen auf felsigem Untergrund, die nur mühsam schiebend zu bewältigen sind. Mit Fahrradschuhen rutscht man durch die Klickeinsätze manchmal unangenehm über den teils glatten Fels. Schließlich geht es ebenso steil wieder zum Bach hinunter. Zwischen senkrecht aufragenden Felswänden liegt sehr idyllisch eine hölzerne Mühle aus dem 19. Jahrhundert. Leider ist der Weg zur Mühle eine Sackgasse, wer ihn trotzdem fährt und schiebt, muss wieder zurück bis zum Abzweig. Selbst das Schieben ist auf dem steilen, felsigen Untergrund mit den bepackten Rädern nicht einfach.
Von Norden kommend, müssen wir am Abzweig links abbiegen (leicht übersehbar mit einem C gekennzeichnet). Es geht nun ungemein steil über Schotter und Fels den Berg hinauf. Dieser Abschnitt läßt sich mit dem Reisegepäck auf den Rädern nur mit Mühe schiebend bewältigen, Zeitweise eine ganz schöne Schinderei, zumal wenn man am späten Nachmittag auch die schon zuvor seit dem Arwa-Stausee geradelten Höhenmeter in den Beinen spürt.
Aber die beeindruckende Schlucht lohnt die Anstrengung. Der Radweg umgeht mit dem Anstieg den mittleren sehr engen Teil der Schlucht, in dem nur noch Platz für den Bach bleibt. Wir müssen 70 Höhenmeter überwiegend schiebend hoch. Doch dann ist es geschafft und es geht nur noch abwärts mit zahlreichen Einblicken in die senkrechten Abgründe der Schlucht. Aber auch abwärts sind einige Abschnitte so steil und rutschig, dass Schieben angesagt ist.
Für die 4 Kilometer lange Strecke durch die Schlucht sollte genügend Zeit eingeplant werden, da das Schieben langwierig und anstrengend ist. Am südlichen Ende der Kvačianska dolina erreichen wir einen Kiosk am Beginn eines geteerten Fahrweges. Hier gibt es einen Parkplatz, mehrer Holzbänke und Tische und eine große Wiese, die sich gut zum Naturcamping eignet. Im Kiosk bekommt man nach der anstrengenden Tour ein gutes Bier. Wer hier zelten will, kann sich von dem freundlichen Besitzer auch Wasser zum Kochen geben lassen und die zum Kiosk gehörende Toilette benutzen.
1,5 Kilometer hinter dem Kiosk liegt das Dorf Kvačany mit einem Geschäft und Übernachtungsmöglichkeiten in mehreren Pensionen. Kurz nach Kvačany treffen wir wieder auf die Straße 584, die wir vor der Ortschaft Huty verlassen hatten. Die 584 hat die Schlucht Kvačianska dolina über einen 1110 Meter hohen Pass umgangen. Wer also nicht durch die Schlucht radeln möchte, muss von Norden kommend einen Anstieg von 200 Höhenmetern in Kauf nehmen und von Süden kommend 500 Höhenmeter bergauf strampeln. Wir empfehlen auf jeden fall das kleine Abenteuer durch die Schlucht!
Unsere Radtour geht weiter über die 584 nach Süden zum Stausee Liptovský Mara. Am See weiter auf der 584, nun mit relativ viel Verkehr und in einigem Abstand zum Seeufer, zur größeren Stadt Liptovský Mikuláš. Unser Radweg durchquert den Ort Liptovský Trnovec mit zahlreichen Hotels und einem Campingplatz am See. Auf dem folgenden Abschnitt nach Liptovský Mikuláš passieren wir einen häßlichen Vergnügungs-Wasserpark.
Liptovský Mikuláš liegt in der sogenannten Liptau am südlichen Rand der Westlichen Tatra und am nördlichen Rand der Niederen Tatra. Es gibt eine kleine Altstadt, die man quasi beim Durchfahren mitnehmen kann. Natürlich gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten und den zuvor erwähnten Campingplatz bei Liptovský Trnovec am Stausee Liptovský Mara sieben Kilometer westlich der Stadt.
Für diese Radtour empfehlen wir die slowakische Radkarte Cykloturistická Mapa Nr. 2.
In der Grafik unten ist das Höhenprofil für die Radtour vom Arwa-Stausee nach Liptovský Mikuláš dargestellt. Auf einer Distanz von 64 Kilometern sind insgesamt 694 Höhenmeter steigend und 734 Höhenmeter fallend zu radeln.
Die beiden kleinen Zacken kurz hinter dem Arwa-Stausee sind quasi zum Warmfahren. Trstená liegt auf 612 Meter. Von dort geht es kontinuierlich bergan bis auf 940 Meter Höhe. Die Therme Vitanová liegt auf 792 Meter, die 180 Höhenmeter ab Trstená sind angenehm zu fahren. Richtig steil wird es aber zwischen Vitanová und der Passhöhe von 940 Metern. Es folgt eine tolle Abfahrt über eine gut ausgebaute Straße nach Zuberec, die leider von einem kurzen Anstieg unterbrochen wird. Kurz hinter Zuberec erwartet uns ein zweiter Anstieg auf 940 Meter Höhe mit unangenehmen 13%. Wieder geht es wunderbar mit 10 % runter bis in die Schlucht Kvačianska dolina hinein. Die Anstiege um 70 Höhenmeter in der Schlucht sind überwiegend nur schiebend zu bewältigen, da sie sehr steil sind und aus felsigem und geschottertem Untergrund bestehen. Zu guter Letzt geht es durch die Schlucht auf knapp 3 Kilometern 200 Höhenmeter runter. Auf Grund des Untergrundes können auch abwärts einige kurze Abschnitte schiebend bewältigt werden.
Es ist bereits 17:30 Uhr, als wir in die Kvačianska-Schlucht hinein fahren. Der Weg ist zunächst mit feinem Splitt bedeckt wie ein Weg im Stadtpark und wir stellen uns auf eine mühelose Spazierfahrt zum Ausklang des anstrengenden Tages ein. In der Schlucht ist gerade genug Platz für den Kvačianka-Bach und den Weg. Immer höher werden die fast senkrechten Felswände. Irgendwann wechseln wir über den Bach und das beschauliche Radeln über den wunderbaren Weg ist schlagartig zu Ende. Ein wahnsinnig steiler Anstieg mit teils felsigem, teils losem Untergrund liegt vor uns. Nur mit großer Mühe können wir die bepackten Räder aufwärts schieben. Stellenweise müssen wir uns gegenseitig helfen. Dies soll noch ein Radweg sein? Wenig später geht es ebenso steil hinunter, auch hier ist an Fahren nicht zu denken. Die Räder rutschen mehr als dass sie rollen. Am Bach liegt sehr romantisch eine alte restaurierte Mühle, aber dahinter ist kein Weiterkommen. Die Schlucht ist nun so eng und steil, dass nur noch Platz für den Bach ist.
Ein Weg geht weiter durch ein Seitental aufwärts, aber laut unserer Karte müssen wir jedoch weiter durch die Schlucht. Wir versuchen, Spaziergänger nach dem Weg zu fragen. Aber jemanden mit Deutsch- oder Englischkenntnissen zu treffen, ist in der Slowakei reine Glücksache. Schließlich entnehmen wir den Gebärden, dass wir wieder zurück müssen und irgendwo einen Abzweig verpasst haben. Wir sind also nicht mehr auf dem Radweg, deswegen ist der Weg auch so steil gewesen.
Also kämpfen wir uns mit den Rädern wieder über den steilen Abschnitt zurück und finden schließlich den Abzweig. Leider ist dieser Weg kaum besser, obwohl er mit dem C für Cyklo gekennzeichnet ist. Auch ein Slowake, der mit seinem Montainbike ohne Gepäck unterwegs ist, flucht bei der Steigung - immerhin tröstlich für uns. Wenn das noch kilometerlang so weiter geht, schaffen wir es heute nicht mehr bei Tageslicht aus der Schlucht heraus.
Lange zieht sich der Weg aufwärts, er muss die nicht passierbare Schlucht umgehen. Endlich ist es geschafft, und es geht fast nur noch abwärts. Wir können wieder aufsitzen und mit fest angezogenen Bremsen rollen. Ab und an folgen sehr steile, steinige Abschnitte mit felsigen Rinnen, die wir auch ohne Gepäck nicht fahren würden. Beim Abwärtsschieben ziehen wir beide Bremsen fest an und kommen so runter.
Es dämmert schon, als wir endlich einen geteerten Fahrweg erreichen und das Tal sich weitet. Eine große Wiese liegt vor uns und mitten drin ein Kiosk! Wir fragen den Besitzer, ob wir hier zelten können. Kein Problem. Er füllt auch unsere Wasservorräte im Kiosk auf, dann brauchen wir nicht am Bach zu filtern. Den auf dieser Etappe reichlich geflossenen Schweiß kann man im Bach Kvačianka hinter dem Parkplatz abwaschen. Das Beste ist jedoch ein kühles, frisch gezapftes Bier vor und nach dem Zeltaufbau.
Am nächsten Morgen lesen wir auf einer Informationstafel, dass in diesem Gebiet Braunbären ausgewildert wurden. Nun, wir haben nach unserem Schlummertrunk tief und fest geschlafen. (Nächste Seite )