Zur Anreise nach Coromandel siehe Radtour von Auckland nach Wellington, Abschnitt Auckland-Coromandel.
Die 62 Kilometer lange Anfahrt zur Fletcher Bay im äußersten Norden der Coromandel-Halbinsel fordert mit knapp 1000 Höhenmetern. Fünf größere Steigungen und etliche kleinere sind zu bewältigen. Etwa die Hälfte der Strecke ist nicht geteert.
Gleich am Ortsrand von Coromandel wird diese Etappe bergig uind wir müssen 80 Höhenmeter mit 8% auf schmaler Straße durch dichte Vegetation aufwärts kurbeln. Sogleich geht es wieder hinunter zur Oamaru Bay. Längere relativ ebene Abschnitte unmittelbar entlang der Westküste der Coromandel-Halbinsel wechseln sich nun ab mit steilen Abschnitten, nämlich immer dann, wenn die Straße für einige Kilometer die direkte Küstenlinie verlässt.
Waldige Bereiche und Weiden prägen das Landschaftsbild. Bis Colville liegen viele Campingplätze an der Strecke (siehe Streckenübersicht), die allerdings meistens mit Dauercampern belegt sind.
Ab der Amodeo Bay radeln wir für acht Kilometer von der Küste weg nach Colville. Auch hier steigt die Straße sehr gut spürbar an, um dann eine lange, gerade und schnelle Abfahrt mit bis zu 14% Gefälle nach Colville zu bieten. In dem Weiler Colville gibt es den letzten Store vor der Nordspitze der Halbinsel. In den urigen Laden mit vielen selbstgemachten (Bio-) Produkten sollte man unbedingt mal reinschauen. Gleich nebenan gibt es das Colville Café.
Nördlich von Colville fahren wir auf gänzlich ebener Straße zur Colville Bay und biegen an der Straßengabelung Whangaahei nach Westen (links) in die Schotterstraße ein. An der Gabelung biegt die Port Charles Road zur Ostküste ab und wir folgen der Port Jackson Road in Richtung Norden entlang der Küste.Nun liegen bis zur Fletcher Bay 33 Kilometer wunderbare Gravel Road vor uns. Während der ersten 17 Kilometer ist die meistens unmittelbar am Meeresufer entlang gehende Straße relativ eben. Ausnahmen mit einigen sehr gut spürbaren kurzen Anstiegen und schönen Abfahrten bestätigen hier die Regel, die Belohnung für die Steigungen sind herrliche Ausblicke auf die felsige Küste. Wir genießen die Farben der Landschaft, die in der klaren neuseeländischen Luft unwirklich leuchten.
Auf der Port Jackson Road fahren wir über viele Kilometer an Weideland mit riesigen urwüchsigen Pohutukawa-Bäumen entlang. Zur Weihnachtszeit entfalten die Pohutukawas, die auch neuseeländische Weihnachtsbäume genannt werden, herrliche scharlachlrote Blüten. Unter den Bäumen entlang zu fahren, ist ein tolles Erlebnis. Die mehrere Meter dicken Stämme sind bei den älteren Bäumen ganz verdreht, ihre dicken, langen Äste stützen sich oftmals auf dem Boden ab, um dann wieder nach oben zu wachsen. Schmarotzerpflanzen nisten in den riesig breiten Kronen.
Während der letzten 20 Kilometer passiert der fast einspurige, wenig befahrene Weg drei DoC-Campingplätze (siehe Streckenübersicht).
Zuerst erreichen wir den kleinen Fantail Bay Campsite. Er liegt rechts der Straße etwas geschützt in einem kleinen Tal, wo man unter Pohutukawas zeltet. Bei starken Wind ist es hier gut geschützt und wenn es heiß ist, bieten die dichten Bäume Schatten. Einige Kilometer vor der Fantail Bay wandelt sich die flache Küste zur Steilküste und die Straße verläuft vermehrt auf und ab.
Zum zweiten DoC-Platz, dem Port Jackson Campsite, sind ab Fantail Bay sieben Kilometer zu kurbeln und zum letzten Platz, dem Fletcher Bay Campsite, wo die Straße endet, sind es weitere sieben Kilometer. Zwischen den drei Campingplätzen müssen zwei steile 193 und 150 Meter hohe, anstrengende Hügel überquert werden. Wer an der Fantail Bay schon etwas müde ist, sollte dort sein Zelt aufschlagen. Eine gute Idee ist auch, den Fantail Bay Campsite als Basislager zu nutzen und von dort einen Tagesausflug ohne Gepäck zur Fletcher Bay zu unternehmen. Allerdings habe die beiden anderen DoC-Plätze eine viel schönere Lage.
Hinter der Fantail Bay steigt die Straße an, sie ist nun in eine Steilküste hinein gefräst und windet sich in leichtem Auf und Ab einige Kilometer entlang einer wunderschönen Küstenlinie, bis sie sich zum ersten Hügel mit 10% Steigung auf eine Höhe von 192 Metern hinauf arbeitet. Während des Aufstiegs kurbeln wir durch sattgrüne Weiden mit schwarzen Rindern. Auf der anderen Seite geht es durch Wald ebenso steil hinunter zum Port Jackson. Unten liegt eine Farm und wunderschön an einem riesigen Sandstrand der langgestreckte Port Jackson Campsite. Es ist unseres Erachtens der Schönste der drei DoC-Plätze, da man vom Zelt einen herrlichen Blick auf den Sandstrand hat.
Auf den letzten sieben Kilometern präsentiert sich die Schotterstraße zunächst ganz eben. Wir rollen durch Weiden zu einer zweiten Farm, passieren dort eine tiefe Furt. Sie sollte links oder rechts am Rande der Straße gequert werden, dort ist der Bach ziemlich flach. Nicht weit hinter der Furt steigt die Straße - weiterhin durch Weideland - wieder an. Den letzten Hügel mit einer Höhe von 150 Metern gilt es zu bezwingen. Rauf und runter messen wir 10% und auch kurz mal 12%. An der höchsten Stelle gibt es einen Aussichtspunkt mit Orientierungstafel, welche die vorgelagerten Inseln benennt. Im Osten erstreckt sich das Great Barrier Island.
Wir rollen nun hinunter zur Fletcher Bay. Nach einer scharfen Kurve sehen wir unten die Bucht liegen. Der große DoC-Platz erstreckt sich in der Hauptsache etwas landeinwärts.
Wir empfehlen, von der Fletcher Bay aus den Coromandel Walkway zu laufen. Er führt hinüber zur südlöstlich liegenden Stony Bay. Die gesamte Wanderung bis zur Stony Bay dauert 3,5 Stunden. Wer vom Fantail Bay Campsite einen Tagesausflug zur Fletcher Bay unternimmt, schafft in dieser Zeit die insgesamt 28 Kilometer Radstrecke und einen Wanderung über den Coromandel Walkway bis zum Lookout. Hin und zurück dauert die Wanderung zum Lookout vier Stunden.
Ab dem Fletcher Bay Campsite ist der Coromandel Walkway mit Tafeln mit Zeitangaben und Pfählen markiert. Anfangs läuft man durch Weideland aufwärts, dann durch einen wunderbaren Urwald entlang der Steilküste zur Poley Bay, zu der es steil hinunter geht. Gleich nach der kleinen Poley Bay steigt der Pfad wieder steil an, um dann flach zu werden und wir wandern angenehm bis zum Lookout. Während der gesamten Tour bieten sich tolle Ausblicke auf die Küste und insbesondere auf den steilen Sugar Loaf Rock, einem senkrechten, der Küstenlinie vorgelagerten Felsklotz zwischen Fletcher und Poley Bay. Vom Lookout bietet sich ein schöner Blick über die Wanderstrecke und nach Süden zur Shag Bay. Nun sind es noch 1,5 Stunden bis zur Stony Bay.
Von der Fletcher Bay gibt es einen Mountain Bike Weg hinüber zur Stony Bay. Anfangs sind Wanderweg und MTB-Trail identisch. Nach etwa einem Kilometer biegt der ausgeschilderte Radweg ins Landesinnere ein. Wir wissen nicht, ob der Weg mit Gepäck machbar ist. Neuseeländische Mountainbiker haben uns davon abgeraten, den acht Kilometer langen Weg mit Gepäck und Tourenrädern zu fahren. Der Track arbeitet sich immerhin von Meereshöhe bis auf 371 Metern hoch. Wer den Weg mit Gepäck versuchen möchte, sollte sich darauf einstellen, bergauf sehr anstrengend schieben zu müssen. Wer es dennoch wagen möchte, findet hier einen ausführlichen Bericht .
Wer nicht das Abenteuer über den Mountain Bike Pfad zur Stony Bay wagen möchte, muss den selben Weg zurück kurbeln. Zwischen den drei DoC-Plätzen warten schon die zwei 150 Meter hohen Pässe auf den Radler, es folgt die Steilküste und der flache Küstenabschnitt mit den wunderbaren Pohutukawabäumen.
Nach 33 Kilometern ab der Fletcher Bay endet die Port Jackson Road an der Straßengabelung Whangaahei. Rechts biegt die Colville Road über Colville nach Coromandel ab. Wer nicht zweimal die selbe Strecke fahren möchte, kann hier über die ungeteerte Port Charles Road geradeaus hinüber nach Waikawau an die Ostküste der Coromandel-Halbinsel fahren. Diese Strecke ist allerdings bergiger und zehn Kilometer länger als die 29 Kilometer lange Verbindung über Colville. Zunächst arbeiten wir uns auf drei Kilometern 100 Höhenmeter aufwärts. Fünf Kilometer nach Whangaahei zweigt links eine Piste zur Stony Bay ab. Nach acht Kilometern endet die Schotterstraße an der Stony Bay am schönen DoC Campingplatz Stony Bay Campsite (siehe Streckenübersicht). Dort endet der von der Fletcher Bay kommende Coromandel Walkway. Am Ende der Bucht steigt die Piste auf 150 Meter Höhe an und senkt sich dann wieder zum Meer hinunter zur Steilküste nach Tuateawa, das wir 50 Kilometer nach der Fletcher Bay erreichen.
In leichterem Auf und Ab wechseln wir hinüber zur weiten Kennedy Bay mit einem herrlichen Sandstrand. Anfangs trennt uns eine 1,5 Kilometer lange, parallel zur Straße verlaufende bewaldete Halbinsel von der Bucht. Dann besteht die Möglichkeit über die Beach Road zum nur 500 Meter entfernten Strand zu gelangen.
Nun müssen wir wieder hinüber zur Westseite der Coromandel Peninsula. Nur wenige Kilometer Luftlinie trennen uns von Whangapoua, dem nächsten Ort an der Ostküste. Aber es gibt keine direkte Straßenverbindung und wir müssen einen riesigen Umweg über Coromandel fahren. Gleich hinter der Bucht steigt die Straße auf den nächsten neun Kilometer an, bis eine Höhe von 370 Metern erreicht ist. Dann rollen wir endlich die letzten fünf Kilometer hinunter nach Coromandel.
Unterkünfte entlang der Strecke von Coromandel zur Fletcher Bay und zurück sind in der Streckenübersicht beschrieben.
Mittags machen wir vor dem alten Store in Colville eine ausgiebige Rast und genießen unseren täglichen Liter Fruchtjoghurt auf der schattigen Bank vor dem Laden, der auch gleichzeitig Post und Tankstelle und damit kulturelles Zentrum des kleinen Ortes ist.
Wir beobachten mit Muße das rege Kommen und Gehen. Eine Grandma mit silbernen Löckchen und gleichfarbigem Glitzer-T-Shirt lächelt grüßend herüber. Die kleine Enkelin an ihrer Hand verdreht sich im Vorbeigehen den Kopf nach uns, winkt schüchtern und wendet sich verlegen ab, als wir zurückwinken. Uralte, zerbeulte Pick-ups fahren vor, auf der offenen Ladefläche stehen meist einige Hütehunde, denen die luftige Fahrt offensichtlich Spaß macht. Farmer in dreckigen Arbeitsklamotten stiefeln in den Laden, nicht ohne vorher die lehmverschmierten Gummistiefel an der Tür auszuziehen.
Einfache Leute, urige Typen – offen und freundlich hat jeder einen netten Gruß oder ein paar Worte für uns Reiseradler übrig. Außerdem wollen sie natürlich stets wissen, woher wir kommen, wohin wir fahren und wie uns Neuseeland gefällt. Die Kiwis lieben ihr Land und sind sportbegeistert, daher schätzen sie es sehr, wenn jemand die Inseln mit eigener Muskelkraft erkundet. Außerdem sind sie leidenschaftliche Small-Talker und so erfahren wir nebenbei auch einiges über das Wetter, die Schafszucht und aktuellen Rinderpreise!
Wir sitzen lange auf der Bank vor dem Store und genießen diese zufälligen Begegnungen, die uns kleine Einblicke in das ganz normale Alltagsleben gewähren. Uns wird wieder einmal bewusst, wie wertvoll und schön es ist, einfach ganz viel Zeit zu haben - zum Verweilen und zum „Langsam-Reisen“.