Von Amberley sind nur noch 68 einfache Kilometer auf einer ebenen, langweiligen Strecke bis Christchurch zu radeln. Wir umfahren den SH1 auf Nebenstraßen und gelangen so ziemlich verkehrsarm in die größte Stadt der Südinsel. Für alle, die bereits in Christchurch waren oder sich den Besuch für die Rückfahrt zum Flughafen aufsparen wollen, bieten wir eine Umgehungsroute auf der Inland Scenic Route 72 an. Mit wenig Verkehr radeln wir auf dieser fast unmerklich ansteigenden Strecke in einem weiten Bogen entlang der Torlesse Range um die Stadt herum. Landschaftlich werden zwar auf den 118 Kilometern keine Highlights präsentiert, aber diese Route ist schon abwechslungsreicher als die eintönige Strecke über Christchurch. Ziel beider Routen ist die Rakaia Gorge, weil sich kurz vor der Schlucht beide Varianten wieder treffen.
Unsere Route verlässt in Amberley den SH1 und nutzt bis Rangiora die für Autofahrer ausgeschilderte Inland Scenic Route 72. Mit Einbiegen auf die Inland Route lässt der Verkehr schlagartig nach und wir kurbeln auf ebener Straße nach Rangiora.
Wer es eilig hat, kann in Amberley auf dem SH 1 bleiben und 28 Kilometer über den verkehrsreichen Highway bis Kaipaoi brausen. Südlich von Woodend ist der SH1 für Radfahrer gesperrt und es muss auf die parallel laufende Nebenstraße gewechselt werden. In Kaiapoi besteht die Möglichkeit, in unsere verkehrsarmere Route einzuschwenken. Auf diese Art spart man 11 Kilometer gegenüber unserer Route über Rangiora.
Zurück zu unserer Route über Rangiora: In dem großen Ort verlassen wir die Inland Scenic Route und bleiben hinter der Brücke über den Ashley River auf der breiten Milton Avenue, die uns durch das am östlichen Rand des Ortes gelegene Zentrum führt. Wir radeln geradewegs nach Süden durch den Ort und biegen am Ortsende nicht in den SH73, sondern in die verkehrsärmere Flaxton Road ein. Nun folgen wir dem Straßenverlauf, queren nach 13 Kilometern den SH1 und erreichen den südlichen Ortsrand von Kaiapoi, wo wir scharf rechts in die Williams Street einbiegen. Nach kurzer Fahrt geht die Williams Street in die Main North Road über. Wir halten uns immer in Richtung Süden und folgen dem leicht geschwungenen Straßenverlauf in einigem Abstand zum SH1. Ab Shaneys biegt der SH1 nach Südwesten ab und wir halten uns weiter südwärts auf der Marshland Road. Nach einigen Kilometern biegen wir scharf rechts in die Shirley Road ab und schließlich nach links in die Madras Street. Dieser Straße kann bis ins Zentrum von Christchurch gefolgt werden.
Christchurch war bis zum verheerenden Erdbeben im Februar 2011 die "britischste" Stadt des Landes. Das starke Beben faltete Straßen wie Papier zusammen, ganze Stadtteile sackten metertief ab und das Zentrum der Innenstadt wurde in großen Teilen zerstört. 185 Menschen verloren ihr Leben, fast 6000 wurden verletzt. Noch immer (2017) gibt es in der Stadt große Brachflächen, die jetzt als Parkplatz genutzt werden. Auch sind noch nicht alle Trümmer beseitigt. Aber es wird an allen Ecken und Enden gebaut und das urbane Leben ist wieder in Gang gekommen. Es gibt eine nagelneue Fußgängerzone mit schicken Geschäften. Auf dem zentralen Platz vor der zerstörten Kathedrale sitzen Passanten auf den Bänken in der Sonne, holen sich einen Snack an einem der zahlreichen mobilen Imbissstände und lauschen den Straßenmusikanten. Ein Bummel durch den herrlichen Botanischen Garten oder eine Bootsfahrt auf dem Avon River laden zur Erholung ein.
Die 84 Kilometer lange Strecke von Christchurch zur Rakaia Gorge ist ziemlich eintönig. Man sollte sich unbedingt in Christchurch mit Lebensmitteln eindecken, da es erst auf der nächsten Etappe nach Süden in Mount Somers einen kleinen Laden nach 120 Kilometern gibt! Oder man radelt ab Hororata einen Umweg über Glentunnel, dort gibt es einen Campingplatz und ein kleines Lebensmittelgeschäft.
In Christchurch fahren wir nach Westen auf dem Uni Cycle Way durch den westlich des Zentrums liegenden North Hagley Park und erreichen westlich des Parks die Riccarton Road. Wir bleiben drei Kilometer auf der Riccarton Road bis am Ende dieser Straße halbrechts die Yaldhurst Road abzweigt. Wir biegen in die Yaldhurst Road ein, die nach wenigen hundert Metern in den SH73 einmündet. Wir folgen dem Highway aus der Stadt heraus (Radspur) nach Yaldhurst und bleiben insgesamt 26 Kilometer auf der fast kerzengeraden eintönigen Straße (sehr schmaler Seitenstreifen) bis zu einem Straßenkreuz in Aylesbury, wo auch die Eisenbahnlinie von Christchurch zur Westküste gequert wird.
Dort wechseln wir vom SH73 in die Bealey Road. Der Verkehr reduziert sich mit jedem Wechsel der Straße. Auch die Beley Road hat nur einen ganz schmalen Seitenstreifen und sie zieht sich endlos gerade durch riesige Felder nach Westen. Ab und zu begrenzt Buschwerk die Straße, was jedoch kaum vor den häufig wehenden Westwinden schützt.
Wir fahren kaum durch Orte. In dem Weiler Hororata erreichen wir ein Straßenkreuz und biegen in die Cordys Road ein. Bis zum nächsten Straßenkreuz radeln wir nach Südwesten bis zum nächsten Straßenkreuz. Dort biegen wir nach Westen in die Leaches Road ein. Während der gesamten Kurbelei bleibt die Landschaft unverändert eintönig. Schließlich mündet die Leaches Road an einem Straßenkreuz in die Inland Scenic Route 72 ein. 420 Höhenmeter haben wir uns seit Christchurch sanft hinauf gearbeitet.
Nun sind es nur noch sechs Kilometer über die Scenic Route bis zum Rakaia River. 150 Höhenmeter geht es bis zum Fluss wieder steil hinunter. Der SH72 quert den Rakaia River in einer breiten Schlucht mit hohen Sandsteinwänden. Während der Saison werden auf dem Fluss Jetbootfahrten angeboten. An der Schlucht gibt es keinerlei Infrastruktur. Auf der anderen Seite der Rakaia Gorge geht es natürlich wieder ordentlich steil hoch. Oben erreicht man einen Abzweig zu einem einfachen Campingplatz (siehe Streckenübersicht).
Diese Route geht in einem großen westlichen Bogen um Christchurch herum und trifft an der Rakaika Gorge auf die von Christchurch nach Südwesten gehende Alternativstrecke.
Wir verlassen in Amberley den SH1 und biegen auf die ausgeschilderte Inland Scenic Route 72 ein. Die Strecke ist mit entsprechenden Schildern (für Autofahrer) gekennzeichnet.
Nach Überqueren des Ashley Rivers erreichen wir den etwas größeren Ort Rangiora, der aus unzähligen Einfamilienhäusern besteht und bereits eine Art Vorort zu Christchurch darstellt. Unser Garmin Track führt am Zentrum von Rangiora vorbei - wer einkaufen möchte, bleibt nach der Brücke über den Ashley River auf der Milton Avenue, die geradewegs ins Zentrum führt.
Im Weiteren folgen sehr lange, gerade Straßenabschnitte ohne jegliche Kurven. Hier ist das Kurbeln recht eintönig, da es entlang der Strecke nichts Abwechslungsreiches zu sehen gibt. Wir radeln durch völlig flaches Weideland mit wenig Orten. In größerer Entfernung sehen wir die sich im Westen erhebenden Berge der Torlesse Range.
In Cust gibt es eine schöne Grünanlage etwa 100 Meter vom SH72 entfernt. Sie bietet sich mit ihren Tischen und Bänken ideal für eine Essenspause geeignet.
Wenig später erreichen wir Oxford mit der letzten Einkaufsmöglichkeit auf den nächsten 100 Kilometern bis Mount Somers (sehr kleiner Laden). Auch hier bietet eine Grünanlage eine gute Rastmöglichkeit.
Wir rollen immer noch auf einer kerzengeraden Straße, passieren hinter Oxford einen größeren Rastplatz links der Straße mit Tischen und Bänken und überqueren anschließend das breite Flussbett des Eyre River.
Nun ist es nicht mehr weit bis zur Waimakariri Gorge. Der Waimakariri River arbeitet sich an dieser Stelle durch einige Hügel und hat eine Schlucht gebildet, die von der Straßenbrücke überspannt wird. Die Stelle wird gerne für Jetbootfahrten genutzt. Oft sieht man unten am Fluss Fahrzeuge mit Bootsanhängern stehen und hört die Boote auf dem Fluss lärmen. Geht man vor der Brücke etwa 50 Meter links den Schotterweg hinein, hat man einen herrlichen Blick auf die Brücke mit dem tief unten fließenden hellblauen Fluss.
Von Amberley geht es bis zum Waimakariri River von Meereshöhe auf knapp 300 Meter aufwärts. Auf Grund der langen Distanz ist der Anstieg kaum spürbar. Die Steigung liegt kaum über einem Prozent.
Nach dem Fluss windet sich die Straße für etwa zwei Kilometer mit bis zu 7% aufwärts und führt uns dann wieder fast eben nach Sheffield. Der Ort liegt etwa einen Kilometer nordwestlich unserer Route am SH73, den wir südlich von Sheffield queren. Ein kurzer Abstecher nach Sheffield lohnt sich wegen der dortigen Pie-Bäckerei, eine weithin bekannte Institution für wirklich hervorragende frisch gebackene süße und herzhafte Pies mit den unterschiedlichsten Füllungen - aus unserer Sicht die besten in ganz Neuseeland.
Wir radeln ein kurzes Stück über den vom Arthur's Pass kommenden SH73 und biegen dann rechts wieder in den SH72 ein, folgen also weiter der Scenic Route. Zunächst bleibt die Straße ziemlich eben. Wir rollen entlang großer Weiden, die mit hohen Baumhecken als Schutz gegen den Wind umpflanzt sind.
Nach Passieren des kleinen Ortes Glentunnel wird die Straße allmählich hügeliger. Lagen die Steigungen bisher bei maximal 1 bis 2%, werden nun bis zu 5%, selten mal 7 bis 8% erreicht. Die bis zu 900 Meter hohen Berge im Westen rücken näher und stellen eine schöne, abwechslungsreiche Kulisse dar.
Kurz hinter dem aus wenigen Häusern bestehenden Weiler Windwhistle stößt die oben beschriebene, von Christchurch kommende Radroute auf die Inland Scenic Route 72 und wenig später erreichen wir den Rakaia River und die Rakaia Gorge (siehe oben).
Unterkünfte entlang der Route sind in der Streckenübersicht beschrieben.
Als Weiterfahrt bietet sich die Route von Christchurch nach Dunedin über den Alps 2 Ocean Cycle Trail an.