Wir beschreiben auf dieser Seite eine 90 Kilometer lange Radtour von Clyde nach Queenstown. Dieser Abschnitt ist Teil des Radweges von Dunedin an der Ostküste der Südinsel Neuseelands in Richtung Westen nach Queenstown. Eine Übersicht zu allen Seiten des Radweges ist oben am Beginn dieser Seite dargestellt.
Zwischen Clyde und Cromwell fahren wir auf dem breit ausgebauten State Highway 8. Gleich hinter dem nördlichen Ortsende von Clyde erhebt sich die Staumauer des Lake Dunstan. Bis Cromwell erstreckt sich der nur etwa 500 Meter breite Stausee. Von Clyde unterhalb der Mauer kurbeln wir 70 Höhenmeter steil aufwärts zum Highway, der den Ort nördlich umgeht und dann den Lake Dunstan am östlichen Ufer begleitet.
Einmal auf der Höhe des Stausees gibt es keine anstrengenden Steigungen bis Cromwell. Die gesamte Talsohle der Cromwell Gorge ist vom türkisfarbenen Stausee ausgefüllt. Hinter dem westlichen Ufer erheben sich die im Regenschatten liegenden und daher völlig kahlen, ca. 1100 Meter hohen Cairnmuir Mountains mit kaum Vegetation. Im Laufe der Fahrt werden die das Tal begrenzenden Berge immer steiler und felsiger. Auch am östlichen Ufer erheben sich die Berge steil, es tritt jedoch nicht der nackte Fels hervor.
Bei Westwind wird der Wind überwiegend von Norden durch das 21 Kilometer lange enge Tal gedrückt, in unserer Fahrtrichtung ist bei den vorherrschenden Westwinden also Gegenwind angesagt.
Cromwell liegt auf einer Landspitze, die von Westen in den hier ganz schmalen Lake Dunstan hinein ragt. Die Brücke über den See befindet sich am nördlichen Ende des Ortes. Von dort biegt man gleich nach der Brücke links ab und kurbelt quasi wieder "zurück", will man ins historische Zentrum. Es besteht aus einer kleinen Häuserzeile am Seeufer, die Restaurants und Cafés beherbergen. Man sollte nicht gleich zum Supermarkt am westlichen Ortsrand durchbrettern, die schönen Bruchsteinhäuser sind durchaus einen Abstecher wert.
Das Hauptgeschäftszentrum wird erreicht, wenn man nach der Brücke über den Lake Dunstan einen Kilometer auf dem SH8B bleibt und dann links in das Geschäftszentrum abbiegt. Natürlich gelangt man auch vom historischen Zentrum direkt zum Einkaufszentrum.
Von Dezember bis Februar sind während der Obsternte die Campingplätze des Ortes mit Obstpflückern überfüllt. Während unseres Besuches lagerten alleine auf einem Platz 600 Saisonarbeiter. Alle Sanitäranlagen und Küchen waren in einem quasi unbenutzbaren Zustand. Für Radler besteht leider die einzige Ausweichmöglichkeit in die zahlreichen Motels des Ortes.
Ab Cromwell radeln wir über den State Highway 6 nach Queenstown. Es geht durch die enge Kawarau Gorge mit dem Kawarau River. Der Fluss entwässert den bei Queenstown liegenden Lake Wakatipu und arbeitet sich durch enge Täler nach Cromwell, wo er den Lake Dunstan speist.
Anfangs radeln wir ab Cromwell noch eben durch Obstplantagen zum Beginn der Kawarau Gorge. Dann steigt die Straße an. Die Steigung übersteigt nie 8%, bleibt meistens deutlich darunter. Leider gibt es so gut wie keinen Seitenstreifen entlang des SH6. Wenn es spürbar aufwärts geht, ist auch die Schlucht eng, ebenso wie die Straße und es gibt folglich überhaupt keinen Seitenstreifen mehr. Auf dieser Strecke herrscht viel touristischer Verkehr und auch einige Lastwagen sind hier unterwegs. Man balanciert also meist auf der weißen Fahrbahnrandmarkierung, es wird oft schnell gefahren und sehr eng überholt. Insgesamt ist der Verkehr sehr unangenehm und nicht ungefährlich, vor allem bei starkem Wind, der den Radler aus der Spur drängt.
Acht Kilometer nach Cromwell geht es zweimal kurz hintereinander rauf und runter. Bevor der Kawarau River seinen ersten U-Turn macht, steigt der SH6 steil 40 Höhenmeter an und senkt sich sogleich wieder 30 Höhenmeter ab, um dann im Rahmen des Schwenks nach Süden 70 Höhenmeter auf 1,6 Kilometern noch steiler auf 306 Meter anzusteigen. Auf den nächsten zwei Kilometern geht es wieder 45 Meter hinunter.
Wir erreichen den nächsten U-Turn des Highways, in einem großen Bogen schwenkt die Straße von Süden nach Norden und dann nach Nordwesten. Am unteren Ende des U-Bogens mündet der Nevis River in den Kawarau River. Durch die engen Täler kann bei Schlechtwetter der Wind so richtig Geschwindigkeit aufnehmen.Wir durchqueren 34 Kilometer nach Cromwell die kleine Ortschaft Gibbston. Sie besteht nur aus einigen Weingütern. Ab Gibbston können wir endlich die Straße verlassen und auf dem Gibbston River Trail entlang des Kawarau Rivers zur Kawarau Gorge Suspension Bridge fahren. Der Gibbston River Trail ist Teil der Queenstown Trails, eines Radwege-Netzes zwischen Queenstown, Arrowtown und Gibbston. Der Radweg ist geschottert, geht rauf und runter, lässt sich jedoch ganz gut befahren. Wir sind froh, von der Straße mit dem schnell fahrenden und nicht selten dicht überholenden Verkehr weg zu sein. Hier macht das Radeln wieder richtig Spaß.
Teilweise ist der Gibbston River Trail unmittelbar parallel zum Highway geführt, teilweise verläuft er weit abseits der Straße entlang des Kawarau River.
Wir erreichen die Kawarau Gorge Suspension Bridge. Die alte Brücke, über die der Radweg geht, wurde 1880 an einer Engstelle mit einer tiefen Felsenschlucht errichtet. An der Brücke kann man eventuell noch vorhandene überschüssige Energie mit Bungiejumping abbauen. Gleich nebenan liegt auch ein Café mit Blick auf die Brücke und die Seilspringer.
Ab der Suspension Bridge kurbeln wir über den Arrow River Bridges Trail der nach Arrowtown führt.
Nach der Suspension Bridge steigt der Radweg mit über 10% sehr steil an, für schwer bepackte Räder eine kurze Schiebestrecke. Auch nach dem steilen Anstieg geht der schmale Pfad ständig rauf und runter. Wir bleiben nun bis Queenstown auf Radwegen. Es ist ein richtiges Radwegenetz, das sich Queenstown Trail nennt. Bis Queenstown können wir dank der Trails abseits der verkehrsreichen Straßen bleiben. Dies ist auch gut so, denn der Verkehr nimmt mit dem Annähern an die Stadt immer mehr zu. Bis zum Flughafen von Queenstown sind immer wieder kurze steile Abschnitte auf dem Radweg zu meistern, die zwecks Sparen von Energie geschoben werden.
Anfangs radeln wir auf dem Arrow River Bridges Trail entlang fast senkrecht aufragender Bergwände oberhalb des SH6. Wenn der Radweg den SH6 unterquert hat, entfernt er sich vom Highway und führt oberhalb einer engen Felsenschlucht, durch die sich der Kawarau River arbeitet. Die Schlucht überquert der Radweg auf der 80 Meter langen Edgar Suspension Bridge, 45 Meter tiefer unten sieht man das Wasser des Arrow Rivers. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte beim Hinüberfahren auf das andere Ufer blicken oder schieben, denn die Hängebrücke schwankt merklich.
Auch nach Passieren der Schlucht bleibt uns das Auf und Ab erhalten. Vor dem Anstieg zum Thomspon's Hill gibt es eine Radwegekreuzung. Rechts biegt der Arrow River Bridges Trail nach Arrowtown ab. Wer Queenstown auslassen und gleich weiter zur Westküste möchte, kurbelt bis Arrowtown und kann kurz vor der Ortschaft auf unseren Radweg nach Wanaka und Westport an der Westküste abbiegen.
Wir verlassen an der Kreuzung diesen Radweg und fahren über den Twin Rivers Trail nach Frankton. Langsam kurbeln wir auf den nächsten zwei Kilometern 60 Höhenmeter den Thomspon's Hill hinauf und rollen auf der anderen Seite in einigen Serpentinen 100 Höhenmeter auf nur 1,5 Kilometern wieder hinunter, radeln zweimal 40 Höhenmeter auf und ab entlang des Kawarau River bis wir die Einmündung des Shotover Rivers in den Kawarau River erreichen. Mangels Brücke geht der Radweg nun mit zwei kurzen steilen Anstiegen entlang des Shotover Rivers vom Kawarau River weg nach Norden, unterquert eine Straßenbrücke des SH6 und überquert den Shotover River auf einer alten Holzbrücke, der Lower Shotover Bridge.
Nach der historischen Brücke rollen wir am gegenüber liegenden Ufer des Shotover Rivers zurück zur Straßenbrücke des SH6 und erreichen eine große Kläranlage. Hier verzweigt sich der Queenstown Trail. Die kürzere und flachere Variante steigt anfangs steil zu einem Gewerbegebiet hinauf, hinter dem sich die großen Supermärkte von Frankton, einem Vorort von Queenstown, befinden. Südlich der Supermärkte liegt der Flughafen von Queenstown. Hinter den Supermärkten rollen wir recht eben in Nähe des SH6 bzw. der Frankton Road an einem Golfplatz vorbei ins Zentrum von Frankton. Frankton liegt am Frankton Arm, einem schmalen Seitenarm des riesigen Lake Wakatipu. Die vom nahen Flughafen startenden Flugzeuge donnern unmittelbar über die Häuser von Frankton und den Frankton Arm hinweg.
Vom Seeufer bietet sich ein tolles Panorama mit dem Frankton Arm und den umgebenden, überaus steilen, kahlen Bergen. Wir radeln nun sehr schön entlang des Ufers des Frankton Arms auf einem Radweg abseits der sehr stark befahrenen Straße bis ins Zentrum von Queenstown.
Queenstown ist eine sehr quirlige Touristenstadt. Sie hat schon sehr den Charakter eines Jahrmarktes. Am "Ballermann" der Kiwis sind Nachtleben, Shoppen und nervenkitzelnde Aktivitäten wie Gleitschirmfliegen, Jetboatfahren oder Bungeespringen angesagt. Ein echter Schock nach den einsamen Hochtälern in Central Otago. Entlang des SH6A zwischen Frankton und Queenstown reihen sich die Motels aneinander. Das Zentrum von Queenstown liegt unmittelbar am Ufer des Lake Wakatipu, eingerahmt von der Durchgangsstraße nach Glenorchy.
Unzählige Restaurants, Cafés und ausschließlich auf den touristischen Bedarf ausgerichtete Läden ordnen sich entlang der Straßen in dem kleinen Zentrum an. Viele Büros von örtlichen Tourveranstaltern versuchen die Touristen mit dem i-Zeichen der i-Sites anzulocken. Jedoch nur wo i-Site dransteht, ist auch die staatliche, unabhängige Touristeninformation drin. Eine weitere wichtige Anlaufstelle zur Information über Touren in der Umgebung ist das Büro des DoC (Department of Conversaton). Von den unzähligen Cafés können wir das recht gemütliche "Halo Forbidden Bite" in der Earl Street No 1 und auch das unmittelbar am Seeufer in einem Pavillon am Eingang in die Queenstown Gardens liegende "The Bathhouse" empfehlen. Von den Queenstown Gardens hat man einen schönen Blick auf die Stadt.
Am späten Nachmittag erreichen wir nach einer Fahrt durch die phantastische Landschaft der Cromwell Gorge, aber mit heftigem Gegenwind, endlich die Kleinstadt Cromwell.
Am Ortseingang kaufen wir in einem Fruitshop ein, hier kann man Obst und Gemüse relativ preiswert direkt von Feld kaufen. Jetzt ist Erntezeit für Aprikosen und Kirschen, die wir uns schon auf dem Parkplatz vor dem Laden schmecken lassen.
Cromwell hat ein hübsches, altes Ortszentrum. Das wollen wir uns in Ruhe morgen anschauen, jetzt ist uns mehr nach einer erfrischenden Dusche und einem geruhsamen Abend vor dem Zelt. So geht es direkt zum Campingplatz in der „Neustadt“, der hinter den großen Supermärkten direkt an der Ausfallstraße liegt.
Auf der großen, sonnenverbrannten Wiese steht ein Zelt dicht neben dem nächsten. Dahinter sehen wir lange Reihen einfacher Bungalows, auif deren Terrassen vor den Zimmern sich dreckige Wäsche und allerlei Gepäck stapelt. Überall liegt Abfall herum. Unser erster Gedanke: Merkwürdiger Platz, sieht aus wie ein verlassenes Lager in einem Krisengebiet.
In einem kleinen Container residiert der Campingplatz-Manager. „Sorry, we are full“, antwortet er auf unsere Frage nach einem Zeltplatz. Jetzt sei Haupterntezeit und auf dem Platz würden zurzeit viele Fruitpicker wohnen. Aber wir könnten neben seinem Büro, direkt am Zaun, unser Zelt aufstellen, wenn wir mögen.
Nun, von „mögen“ kann eigentlich keine Rede sein. Mangels einer Alternative schlagen wir unser Heim dennoch im Staub zwischen Büschen und dem allgegenwärtigem Müll auf. Danach geht es erst mal zum Duschen. Wir haben angesichts der uralten und selbstreinigenden Sanitäranlagen aber den Eindruck, hinterher dreckiger zu sein als vorher.
Gegen Sonnenuntergang rollt dann ein klappriges Auto nach dem anderen auf den Platz. Junge Leute zwischen 20 und 25 Jahre steigen aus. Das sind die Fruitpicker, die von der Arbeit auf den Obstplantagen kommen und die hier auf dem Campingplatz eine billige Unterkunft gefunden haben. Gut, dass wir schon geduscht haben, denn ca. 600 Leute strömen jetzt in die Sanitäranlagen.
Die Fruitpicker sind hauptsächlich Spanier und Chinesen. Unter den Backpackern existiert eine gewisse Rangordnung, was die Qualität der Jobs angeht. Für die attraktiveren und besser bezahlten Tätigkeiten, z.B. in der Gastronomie, sind gute Englischkenntnisse unabdingbar. Wer die nicht hat, muss auf die anstrengende und schlecht bezahlte Akkordarbeit in den Obstplantagen ausweichen.
In der winzigen, fensterlosen Küche ergattern wir noch eine freie Kochplatte, um unser Abendessen zuzubereiten - immer noch besser, als im Staub vor dem Zelt zu kochen. Man könnte in dem Raum glatt vom Boden essen – und würde bestimmt satt werden. Die Mülleimer quellen über, benutztes Geschirr mit bereits faulenden Essensresten steht überall herum. Es herrscht ein atemberaubendes Chaos. Trotzdem wird um uns herum mit Leidenschaft und Lautstärke eifrig gebrutzelt und gekocht. Vor der Küche gibt es außerdem einen Grillplatz mit Bänken, der von einer Horde temperamentvoller Spanier belagert wird. Fruitpicken macht wohl sehr hungrig und durstig, aber leider augenscheinlich nicht wirklich müde. Man kann die ungebremste Energie der jungen Leute nur bewundern.
Blöderweise steht unser Zelt nur ein paar Meter vom Grillplatz entfernt und so dürfen wir unfreiwillig bis spät in der Nacht akustisch an der Party teilhaben. Und bei Sonnenaufgang geht es auch schon wieder los. Am Parkplatz vor unserem Zelt werden die Motoren der uralten Vehikel gestartet und ewig laufen gelassen, Autotüren knallen. Hurra, jetzt sind wir auch endlich wach! Dann ist der Spuk vorbei…. Die Fruitpicker sind wieder auf dem Weg zu den Plantagen.
Empfehlenswert ist eine Fahrt mit der Gondel auf einen Berg oberhalb von Queenstown mit einem schönen Ausblick. Von dort geht man 6 bis 8 Stunden hin und zurück über den Ben Lomond Track durch alpines Gelände auf den 1748 Meter hohen Ben Lomond. Vom Gipfel bietet sich ein herrlicher Rundblick auf den Lake Wakatipu, die Remarkables und viele weitere Berge. Weitere Wanderungen sind auf der Seite des DoC beschrieben.
Eine weitere Option ist eine sehr hügelige Radtour entlangt des Lake Wakatipu nach Glenorchy.
Übernachten ist in Queenstown ist sehr teuer. Es gibt mehrere Campingplätze, eine Jugendherberge (hier kann man ggf. im Garten zelten), Backpackerunterkünfte und Hotels / Motels. Etwas günstiger ist der Campingplatz in Frankton, leider liegt er nicht nur direkt am See, sondern auch in der Einflusschneise des Flughafens. Der Twelve Mile Delta Campsite ist ein günstiger DoC-Platz, 11 Kilometer außerhalb von Queenstown an der Straße nach Glenorchy unmittelbar am Lake Wakatipu.
Unterkünfte entlang der Route und in Queenstown sind in der Streckenübersicht beschrieben.
Zur Weiterfahrt bietet sich unsere Route über Te Anau und Invercargill nach Dunedin an. Die meisten werden nicht wieder zurück nach Dunedin kurbeln wollen. Wir empfehlen jedoch, unbedingt den herrlichen Abschnitt bis Te Anau und von dort zum Milford Sound zu fahren. Ein Abstecher von Queenstown nach Te Anau kann in eine Rundfahrt über den Around the Mountains Cycle Trail eingebaut werden.
Zur Westküste Neuseelands gelangt ihr über unseren Radweg von Queenstown nach Westport.